Spurlos
Kritik

Gastbeitrag: Spurlos (1993) – Review

In diesem schweißtreibenden Thriller untersucht Kiefer Sutherland das plötzliche Verschwinden seiner Freundin – mit fatalen Folgen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

The Vanishing
USA
109 Minuten
George Sluizer
Todd Graff

Spurlos verschwunden

Das Paar Jeff Harriman und Diane Shaver touren zur Ferienzeit gemeinsam durchs Land. Bei einem Zwischenstopp an einer Raststätte beschließt Diana für die weitere Fahrt ein paar Vorräte zu kaufen. Doch von dort kehrt sie nicht wieder zurück und verschwindet spurlos. Drei Jahre sind seither vergangen, aber Jeff hat die unermüdliche Suche nach seiner Freundin noch immer nicht aufgegeben. Da meldet sich nach all der Zeit plötzlich der Chemielehrer Barney Cousins und behauptet Jeffs Fragen über Dianes Verschwinden beantworten zu können. Zunächst glücklich vor Freude ahnt Jeff jedoch nicht auf was für ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel er sich da eingelassen hat.

Bei Spurlos handelt es sich um ein amerikanisches Remake des 1988 entstandenen niederländischen Thrillers Spoorloos aka Spurlos verschwunden. Regisseur George Sluizer inszenierte hier sowohl das Original als auch die Hollywood-Adaption.

Geballte Star-Power

Es stellt sich zunächst einmal die Frage, ob ein gelungenes Werk wie Spoorloos überhaupt eine Neuverfilmung nötig hat. Das Original wusste bereits mit einer recht einfach gestrickten aber unglaublich spannenden Story zu überzeugen und wer den Film kennt, der weiß darüber hinaus sicher noch was für ein kompromissloses und geradezu fieses Ende das Ganze nahm. Lässt man bei beiden Filmen einmal den Kern außer acht, gleicht dieser doch ein Ei dem anderen, dann dürfte sich die Frage ob das Ganze nötig war wohl nur auf die Amerikanisierung selbst und das abgeänderte Finale beschränken und hier liegt dann auch letztlich der große Unterschied.

Schauspielerisch ist das Ganze wie schon beim Original geradezu makellos. Kiefer Sutherland (The Lost Boys, Mirrors) brilliert hier in seiner Rolle als verzweifelter Protagonist Jeff Harriman auf der langen Suche nach seiner Liebsten und diese Verzweiflung steht ihm auch förmlich ins Gesicht geschrieben. Man hat stets Mitgefühl für seine scheinbar hoffnungslose Situation und das macht ihn ohne Frage zum Sympathieträger. Außer Acht lassen sollte man auch nicht Nancy Travis (Liebling, hältst du mal die Axt?) als neue Freundin Rita Baker an Sutherlands Seite. Diese spielt hier nämlich im Gegensatz zum Original noch eine wichtigere Rolle. Hollywood Star Sandra Bullock gab sich zu jener Zeit quasi noch mit einer Nebenrolle zufrieden und ihr Auftritt als Jeffs Freundin Diane Shaver währt titelgebend entsprechend nicht lang. Dennoch wirkt ihre kurze Charakterrolle sehr sympathisch, was letztlich auch dem Film zugute kommt und die Suche nach ihr umso tragischer macht. Als absolutes Glanzstück von Spurlos erweist sich aber ohne Frage Jeff Bridges. Seine Rolle des nach außen hin freundlich wirkenden und ruhig gestimmten „Normalo“ Barney Cousins, der wiederum tief in seinem Inneren über eine geradezu komplexe und teuflische Seele verfügt, hätte man mit dem Oscarpreisträger nicht besser besetzen können. Geradezu schleichend und heimtückisch entfaltet sich hier sein wahrer Charakter, obwohl man bereits indirekt in der Eröffnungssequenz erkennen kann, dass dieser nichts Gutes im Schilde führt. Eine absolut gelungene Darbietung von Bridges, den man heutzutage leider kaum noch zu Gesicht bekommt.

Spurlos mit Jeff Bridges und Sandra Bullock
Jeff Bridges und Sandra Bullock am Geldscheine bewundern

Zum Schluss wäre hier noch das bereits erwähnte Finale. Es ist nun mal eine Tatsache, dass es Hollywood etwas „entschärfter“ mag und wenn man hier von entschärft spricht, dann könnte man wohl denken es ginge um Gewalt. Das ist hier aber nicht der Fall. Der Showdown ist schweißtreibend und ultraspannend, aber bei weitem nicht mehr so intensiv und realitätsnah wie es noch beim niederländischen Original der Fall war. Hier sieht man der Neuverfilmung ganz klar seine für Hollywood typische Amerikanisierung an. Ob man das letztlich gut heißen mag oder nicht, muss man einerseits als Kenner des Originals selbst entscheiden, andererseits als Betrachter ohne Erfahrungen mit beiden Werken aber auch nicht weiter in Frage stellen.

Ein würdiges Remake trotz weichgespültem Ende

Spurlos ist ein zu Beginn schleichend inszenierter aber unglaublich fesselnder und gemeiner Psycho-Thriller, der mit einem fantastischen Cast auftrumpft und zum Finale hin so richtig aufdreht. Schwächen kann man dem Film kaum zurechnen und das Gesamtpaket lässt für Thriller-Freunde keine Wünsche offen. Wer es zum Finale hin dramatisch-schockierender mag, dem sei das Original zu empfehlen. Ist man eher furioserer Natur, aber möchte nach dem Twist guten Gewissens entlassen werden, dann ist das Remake die richtige Wahl. Und wer flexibel gestimmt ist, findet in beiden Filmen ein gutes Stück Thriller-Kunst.

Dieser Beitrag stammt von unserem Gastautor Jeff Clark.

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 2 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: Spurlos © 20th Century Fox Home Entertainment

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