The Shadow Man
Kritik

The Shadow Man (2017) – Review

oder: Gelähmt in einem dialoglastigen, wirren Albtraum

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

The Shadow Man / The Man in the Shadows
Kanada
89 Minuten
Joshua Fraiman
Adam Tomlinson

Schlafparalyse und die Schattenwesen

Schlafparalyse ist eine natürliche Schutzfunktion unseres Körpers, die unsere Skelettmuskulatur während des Schlafes lähmt, damit wir nicht versehentlich aus dem Fenster springen oder die Nachbarskatze fressen.  Beim Aufwachen verschwindet diese im Normalfall sofort, es kann aber zum Leid der Betroffenen vorkommen, dass dem nicht so ist und dieser gelähmte Zustand bei vollem Bewusstsein erfahren wird.

Im Gegensatz zur Somnambulie oder ganz poetisch Mondsucht oder ganz simpel Schlafwandeln, welche im Horrorfilm immer wieder aufgegriffen wird, ganz berühmt in Das Cabinet des Dr. Caligari, fristet die Schlafparalyse eher ein Schattendasein. Im Volksglauben wurden mit diesen Erscheinungen meistens Dämonen, Hexen oder sonstige bösartige Wesen in Verbindung gebracht. Ganz klassisch der Nachtmahr oder später Nachtalb, welcher auf der Brust des Schlafenden sitzt und für Albträume sorgt.

Heutzutage wird vielfach von Betroffenen von bedrohlichen Schatten gesprochen, die schemenhaft an einen Menschen erinnern, manche sprechen von einer Gestalt mit Mantel und Hut: dem Hutmann.  Diesem Phänomen geht der Horror-Dokumentarfilm The Nightmare von David Asher nach, den ich leider noch nicht gesehen habe.

The Shadow Man oder The Man in the Shadows bedient sich dieses Konzeptes und lässt seine Hauptfigur Rachel dem Hutmann begegnen. Wird sie langsam verrückt oder gibt es die Schattenwesen wirklich?

Zu viele Themen und zu wenig Handlung

The Shadow Man stellt uns die Protagonistin Rachel als geplagtes Wesen vor. Nicht nur leidet sie unter Schlafparalyse in Kombination mit Albträumen, sondern auch an Depression, einem Suchtproblem und einem sie betrügenden und zu aufdringlichen Ehemann.

Schon daran lässt sich ein großes Problem dieses Films erkennen: er will zu viel und findet keinen roten Faden. Soll man nun Rachels Angst vor dem potentiellen eigenen Nachwuchs, welche zu beängstigend Albträumen führt näher beleuchten oder doch eher den Fokus auf das Beziehungsdrama der frisch Verheirateten legen oder vielleicht doch besser auf den Zusammenhang von Schattenwesen und Suchterkrankungen und dabei darf natürlich die gesamte Mythologie des Hutmanns und der Schattenwesen nicht vernachlässigt werden. So ist der Film vor allem in den ersten zwei Dritteln darum bemüht an all diesen Strippen zu ziehen, die leider viel zu oft ohne festes Ende bleiben.

Allgemein wirkt die Handlung durch die geringe Anbindung an die Charaktere wenig geerdet. Dies liegt zum einen daran, dass die Motivationen der handelnden Personen viel zu oft komplett vage bleibt, aber vor allem daran, dass der Film eine wichtige Grundregel nicht befolgt: show, don’t tell.  The Shadow Man zeigt uns nicht wie die Charaktere sind, wie sie sich fühlen, sondern lässt sie darüber reden – und zwar verdammt viel darüber reden. Dabei leider auch viele reine Dialogszenen, die keinerlei Mehrwert bringen. Weder bringen sie die Handlung voran, noch hilft es uns die Charaktere besser kennen zu lernen. Sie wirken oft sogar seltsam deplatziert. Ähnlich hilflos wie der Film allgemein versucht seinen Platz zu finden und sich dabei in seinen vielen Fäden heillos verheddert.

Glücklicherweise schmeißt The Shadow Man dies im letzten Drittel in den Müll und schaltet noch einmal komplett in den Horror-Modus. Besonders viel Sinn ergibt auch das alles nicht, aber es ist zumindest wesentlich unterhaltsamer.

So bleibt unterm Strich der Debütfilm von Joshua Fraiman ein etwas unbefriedigendes Erlebnis. Gibt es optisch wenig auszusetzen, so ist das Drehbuch von Adam Tomlinson bestenfalls als wirr zu bezeichnen. Tomlinson, ansonsten als Schauspieler tätig, schrieb dieses Drehbuch-Debüt auf Basis von einer eigenen Erfahrung mit Schlafparalyse und spielte dann auch sogleich eine der Hauptrollen im Film. Na hoffentlich schläft er jetzt zumindest besser.

Bewertung

Spannung Rating: 1 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 1 von 5

Bildquelle: The Shadow Man © 2017 Lighthouse Home Entertainment

Film kaufen:

[amazon_link asins=’B06VX2ZJFQ,B071R629LV‘ template=’ProductAd‘ store=’100yeaofter-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’d1f5b8ca-40a6-11e7-a36f-f3c5d78e7d47′]

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?