Alien: Covenant
Kritik

Alien: Covenant (2017) – Review

oder: Ridley Scotts spannungsfreies Gemetzel im Weltraum

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Alien: Covenant
USA, Großbritannien
122 Minuten
Ridley Scott
John Logan, Dante Harper

Ein schweres Erbe

Die von Dan O’Bannon (Dark Star, The Return of the Living Dead) und Ridley Scott (Blade Runner, Hannibal) 1979 ins Leben gerufene Alien-Reihe hat schon eine bewegte Geschichte hinter sich. So waren bei den Sequels Meister ihres Fachs am Werk: James Cameron (Terminator), David Fincher (Sieben, Fight Club) und Jean-Pierre Jeunet (Delicatessen, Die fabelhafte Welt der Amélie).

Auch wenn davon nur Camerons Sequel Aliens als dem ersten Teil ebenbürtig oder gar überlegen gilt, so haben doch alle beteiligten Regisseure der Reihe ihren Stil aufdrücken können – auch wenn Finchers Fingerabdrücke doch sehr vom Produktionsstudio verwischt wurden, aber das ist eine andere Geschichte.

Für Ridley Scott war dies natürlich kein einfaches Erbe. Im Semi-Prequel Prometheus von 2012 geht Scott dem auch geschickt aus dem Weg, da er den Film zwar im Alien-Universum ansiedelt, aber nur vereinzelte Bezüge zum 79er-Meisterwerk herstellt. Auch wenn mich der philosophisch-religiöse Überbau oft eher nervte, so kann ich Prometheus doch viel Gutes abgewinnen. Es war also spannend wohin uns Scott mit seinem zweiten Prequel führen würde, welches wieder mehr Anleihen an den Ursprüngen nehmen und uns wieder so richtig in Angst und Schrecken versetzen sollte.

Im neuesten Teil der Alien-Saga ist nun die Crew des Kolonisationsraumschiffs Covenant zu einem abgelegenen Planeten am Rand der Galaxie unterwegs. Als sie einem Funkspruch folgt, glauben sie ein unerforschtes Paradies entdeckt zu haben, welches aber eine dunkle Gefahr in sich birgt.

Spannungsfreie Ödnis

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich tat mir mit Alien: Covenant wirklich schwer. Leider noch wesentlich schwerer als mit Prometheus.

Bei Prometheus war ziemlich schnell klar, dass hier eine eigene Mythologie aufgebaut wird und nicht derselbe Film wieder und wieder und wieder erzählt werden soll. Hatte ich damals meine grundsätzlichen Probleme mit der inhaltlichen Ausgestaltung, so fand ich doch die neue Richtung, die eingeschlagen wurde erfrischend. Nachdem Scott und 20th Century Fox für diese mutigen Wendungen ordentlich Prügel einstecken mussten, geht es in Alien: Covenant leider wieder zurück zu Schema F. Auch wenn das Erbe von Prometheus durchaus gepflegt wird, so werden die existenzphilosophischen Fragen auf ein Minimum runtergefahren und der Versuch gestartet an Alien und Aliens anzuknüpfen.

Leider geht dies mächtig in die Hose, denn Alien: Covenant ist genau das Gegenteil von diesen großartigen Filmen: ziemlich öde. Wie kann es sein, dass Ridley Scott komplett vergessen hat wie man Spannung erzeugt und die Angst der ProtagonistInnen auf das Publikum überträgt. Hier rennt ein Haufen dummer Charaktere, die mich Nüsse interessieren, schreiend rum und stirbt ohne große Überraschung irgendwann. Nichts gegen die Schauspieler, die tun was sie können, aber die Charaktere geben einfach nichts her. Ich war sehr lange damit beschäftigt überhaupt die einzelnen Charaktere voneinander unterscheiden zu können, was wessen Aufgabe auf dem Schiff war, habe ich bei manchen jedoch bis zum Schluss nicht feststellen können. Dies könnte nun einerseits ein Zeichen dafür sein, dass ich schlichtweg zu doof für den Film bin oder aber, dass die Charakterzeichnungen ziemlich austauschbare Abziehbilder ergeben. Scott schafft es zu keiner Sekunde den klaustrophobischen, beängstigenden Albtraum des ersten Teils wiederzubeleben, selbst wenn manche Szenen eins zu eins kopiert erscheinen. Gar nichts, aber auch wirklich gar nichts hat hier eine auch nur ansatzweise ähnliche Intensität wie der erste Teil.

Dies liegt zum Teil auch daran, dass das Franchise zu Tode erklärt wird. Ich bin ein großer Freund des mysteriösen Xenomorphs, dem Ripley ausgesetzt ist. Hier für alles eine Erklärung zu liefern, nimmt dem Ganzen leider viel an Faszination – und zumindest für mein Empfinden dem Alien auch etwas an Bedrohlichkeit. Dazu kommt noch, dass mir leider auch das neue Alien-Design nicht sonderlich zusagt, aber das ist freilich eine Geschmacksfrage.

Alien: Covenant
Die Entdeckung neuer Welten.

Mit Spagat zum Leistenbruch

Was Alien: Covenant dennoch zu einem genießbaren Kinoerlebnis machen kann, sind die durchaus beeindruckenden Welten, die Ridley Scott und Production Designer Chris Seagers erschaffen, und das tolle Schauspiel von Michael Fassbender.

Wiederum ist auch hier Fassbenders Charakter David, der noch einmal um eine weitere verbesserte Androiden-Version ergänzt wird, der mit Abstand interessanteste Charakter und wird von Fassbender toll nuanciert gespielt. Es sind dann auch insbesondere die Szenen mit Fassbender, die zu fesseln wissen. Leider wird vieles rund um Davids Geschichte nur in Rückblenden kurz angerissen. Gleiches gilt auch für den zweiten großen Pluspunkt. Die Welt der Engineers wird ebenfalls nur kurz angerissen und sieht dabei doch so phantastisch aus.

Wie schon in Prometheus scheinen die Ziele zu hoch gesetzt. Zu viel will angesprochen, zu viel erklärt und zu sehr will der Bezug zu Alien um jeden Preis erhalten bleiben. Alien: Covenant versucht den Spagat zwischen Prometheus und Alien und holt sich einen bösen Leistenbruch. Mir persönlich wäre es dadurch lieber gewesen, wenn sich Scott auf ein Sequel zu Prometheus konzentriert hätte, um die dort ausgelegte Mythologie weiter zu entwickeln und zu verfeinern, anstatt diesem weiteren holprigen Ritt.

Wer allerdings einfach nur sehen will wie Aliens eine gesichtslose Crew dezimieren, der ist mit Alien: Covenant bestens bedient, allen anderen dürfte das neueste Produkt des Franchises mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas Bauchschmerzen bereiten.

 

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  rating4_5
Ekel  rating3_5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: © 2017 Twentieth Century Fox

Seit 18.05. im Kino

 

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

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