Hangman
Kritik

Hangman (2016) – Review

oder: nervtötende Strumpfhose am Dachboden

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Hangman
Großbritannien
85 Minuten
Adam Mason
Adam Mason, Simon Boyes

Inhalt

Eindringling mit Strumpfhose über dem Kopf nistet sich in fremder Wohnung ein, installiert Kameras, spuckt in Getränke, masturbiert ein bisschen, heult ein bisschen und isst ihnen den Toast weg. DEN TOAST! DIESE FIESE SAU!

Und dann ist der Film zu Ende. Getötet wird auch noch ein bisschen.

 

Kritik

Bevor man allerdings zum erlösenden Ende kommt, muss man sich durch 85 Minuten gähnender Langeweile quälen.

Es ist dabei wirklich beeindruckend wie nervtötend ein Film in der kurzen Zeit sein kann. Der Grundgedanke wäre nicht einmal komplett verkehrt. Die Idee, dass jemand unerkannt im Haus wohnt, hier diverse Streiche spielt und dies bis zum äußersten treibt, hat durchaus was Faszinierendes. Nur blöd, dass all das Potential mit Schmackes an die Wand gepfeffert wird.

Beobachten dürfen wir die Klamotte aus den Augen des Killers mittels überall im Haus installierter Kameras. So quasi Henry’s Paranormal Activities. Nur blöd, dass Strumpfhosen-Henry nichts anderes macht, als durch das Haus zu schleichen, ein paar Streiche zu spielen und vor den Kamerabildschirmen zu onanieren oder zu weinen, je nach Bedarf – und das alles ohne jegliche Dramaturgie. Selbst der beabsichtigt dramaturgielose August Underground spaziert gemütlich an dem vorbei, während er mit der Hand in der Hose an seinem Strumpf rumfummeln muss.

Wäre es konzeptionell daher sogar verkraftbar sehr wenig über die Opfer zu erfahren, ist die gähnende Profillosigkeit des Killers ein großes Ärgernis. Wenn das Mobiliar mehr Identifikationspotential bietet als die gesamten handelnden Personen, dann liegt das entweder an meiner pathologischen innerlichen Verrohung oder daran, dass der Film ein riesiges Problem mit seinen Charakteren hat.

Darüber hinaus versteht es Regisseur Adam Mason nicht, dass mit „Killer installiert Kameras“ noch keine Geschichte erzählt ist. Die Verwendung von Found Footage als Stilmittel ist vollkommen in Ordnung, aber es darf nicht zum Wundermittel für unbegabte Filmemacher werden. Nur weil man sich dieses Stilmittels bedient, heißt das nicht, dass man deswegen auf jegliches Storytelling scheißen kann – und genau das tun viele Found Footage Horrorfilme heutzutage. Es ist eine bloße Aneinanderreihung von Ereignissen, versetzt mit ein paar Gewaltspitzen. Das ist fucking zu wenig, sofern man sich nicht im Pseudo-Snuff-Bereich bewegt, aber dafür ist Hangman wiederum viel zu handzahm und zu konstruiert.

So kämpfe ich mich bis zum bitteren Ende oder erhänge mich wahlweise schon davor.

 

Bewertung

Spannung Rating: 0 von 5
Atmosphäre Rating: 1 von 5
Gewalt Rating: 2 von 5
Ekel Rating: 0 von 5
Story Rating: 2 von 5

Bildquelle: Hangman © Lighthouse Home Entertainment

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?