The Visit
Kritik

The Visit (2015) – Review

oder: der ganz normale Wahnsinn eines Familienbesuches

Originaltitel:

Land:

Laufzeit:

Regie:

Drehbuch:

The Visit

USA

94 Minuten

M. Night Shyamalan

M. Night Shyamalan

Inhalt

Die Geschwister Becca und Tyler besuchen zum ersten Mal ihre Großeltern, die sie noch nie gesehen haben. Führen die Geschwister das exzentrische Verhalten ihrer Großeltern zu Beginn noch auf deren Alter zurück, werden sie bald misstrauisch und versuchen dem auf den Grund zu gehen.

Kritik

Ich geb es ganz offen zu: M. Night Shyamalan ist bei mir ein beliebter Prügelknabe. Shyamalan macht es uns Hatern aber auch wirklich besonders einfach. Signs, The Happening, The Last Airbender? Das ist teilweise so schlecht, dass das Einprügeln schon gar keinen Spaß mehr machte. Und dazu dann noch diese vielfach unfassbar arroganten und eingebildeten Interviews des Herrn Shyamalan ließen auch noch das letzte Fünkchen an schlechtem Gewissen erlischen.

Ginge ich den letzten Werken schon aus dem Weg, wurde ich durch den durchaus gelungenen Trailer zu seinem im nächsten Jahr erscheinenden Film Split dazu veranlasste Manoj mal wieder eine Chance zu geben. The Visit nimmt in Shyamalans Schaffen ohnehin eine Sonderstellung ein. Nachdem er nach seinem tiefen Fall nun wohl endgültig die Talsohle erreicht hat und sich zunehmend schwer tat bei der Finanzierung seiner Filme bzw. alternativ viel an künstlerischer Freiheit einbüßen musste, ergriff er die Flucht nach vorne. Das schmale Budget von fünf Millionen Dollar finanzierte er selbst mit dem Gehalt, das er von After Earth bezogen hatte. Somit war ihm volle kreative Freiheit sicher.

Es ist also kein Wunder, dass sich The Visit wie ein kreativer Befreiungsschlag anfühlt. Shyamalan scheißt auf Konventionen und lässt einen anarchischen Horror-Unfug aller erster Güte vom Stapel. Natürlich könnte ich auch hier wieder zu Heugabel und Fackel greifen, denn Schwächen gibt es wahrlich genug. Sei es die unzureichende Charakterzeichnung, die mehr als holprige Dramaturgie, der nicht sonderlich originelle Einsatz von Found Footage oder der Genre-Mischmasch, der nie wirklich zusammenfinden will.

Doch ich lege meine Heugabel und die schon längst erloschene Fackel zur Seite, denn dieser blanke Unsinn macht mir schlicht und einfach richtig viel Spaß. Dies liegt zu einem Großteil an Olivia DeJonge und Ed Oxenbould, die das Geschwisterpaar mimen und bei denen die Chemie einfach stimmt, wovon man sich auch im grandiosen Safe Neighborhood überzeugen kann. Das Ende ist gar so herrlich beknackt, dass es nicht einmal ein M. Night Shyamalan ernst meinen kann – hoffe ich zumindest.

The Visit lebt von der Skurrilität seiner Szenen und funktioniert für mich als Groteske hervorragend. Da ist dann die Künstlichkeit der überkonstruierten Geschichte ein zu verkraftendes Ärgernis. Für mich eine der größeren, positiven Überraschungen diesen Jahres und ein Grund optimistisch auf Shyamalans neuestes Werk Split zu blicken.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt Rating: 1 von 5
Ekel Rating: 1 von 5
Story Rating: 2 von 5

Bildquelle: The Visit © Universal Pictures Home Entertainment

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?