Werkschau
Kritik

Triple Feature: Pod (2015) + Darling (2015) + Carnage Park (2016)

Heute will ich euch ein kleines Triple Feature präsentieren, denn all diese Filme haben eines gemein: sie sind vom sehr geschäftstüchtigen 25-jährigen Newcomer Mickey Keating. Der kreative junge Mann, der auch zu all seinen Filmen das Drehbuch verfasste, hat auf jeden Fall einiges an Talent und verdient etwas mehr Aufmerksamkeit.

 

Pod

 


Pod
handelt von einer Familienintervention an einem isolierten, eingeschneiten Seehaus, die fürchterlich schief geht – und mehr will ich auch gar nicht verraten.

Wir fangen hier mit dem Schwächsten der vorgestellten Werke an. In seinen besten Momenten erinnert er an William Friedkins Bug, in seinen Schlechteren ist er leider einfach nur nervtötend. Der Film lässt durchaus Keatings Talent erkennen, vor allem auch seine unkonventionelle Art Filme zu erzählen. Er fängt sogar sehr vielversprechend an. Die verkorkste Geschwisterbeziehung gibt dem Ganzen eine gute Dynamik und die verschneite Location ist nahezu perfekt für ein beklemmendes Kammerspiel. Leider sind die Charaktere durch die Bank unsympathisch und ihr Overacting kaum auszuhalten. Speziell Lauren Ashley Carters Charakter ist unerträglich.

Unglaublich hysterisch, anstrengender Film.  Mir fällt es schwer viel Gutes an dem Werk zu entdecken, aber wer auf Indie-Horror steht, darf ruhig mal einen Blick wagen, ansonsten kann man auch ruhig ein Double Feature draus machen.

 

Darling

Eine junge Frau, die wir nur als Darling kennenlernen, soll sich als Hausmeisterin um ein altes Haus in New York kümmern, um welches sich so einige Geistergeschichten drehen. Schon bald merkt auch Darling, dass hier irgendwas nicht stimmt.

Hat mich Lauren Ashley Carter in Pod noch tierisch genervt, ist sie hier eine Offenbarung. Erinnerte mich an eine Mischung aus Catherine Deneuve in Repulsion und Audrey Hepburn in Breakfast at Tiffany’s, wenn auch nicht ganz auf dem hohen Niveau. Repulsion ist ohnehin ein sehr gutes Stichwort, denn Polanskis Mieter-Trilogie stand ganz offensichtlich hierfür Pate.

Im Gegensatz zum theatralischen Pod schaltet Keating hier mehrere Gänge zurück und versetzt uns mit kunstvollem Schwarzweiß etwas in der Zeit zurück. Er nimmt allgemein viel an Tempo raus und konzentriert sich stark auf seine Protagonistin, was dem Film überaus gut tut. Keating lässt es sich aber auch nicht nehmen mit wilden Schnitten gegen unsere Sehgewohnheiten zu arbeiten. Dies bricht mit der gesamten Tonalität des Films und verleiht ihm dadurch eine angenehme Frische und Lebendigkeit.

Leider verkommt der Einsatz dieses Stilmittels bei den Horrorelementen oft zu billigen Jump Scares, was der Film zu keinem Zeitpunkt nötig hätte. Zumindest mich haben diese des Öfteren Augen rollend aus meinem Bann gerissen.

Bei all den visuellen Reizen kommt die psychologische Ebene leider viel zu kurz und kann mit seinen Vorbildern nicht einmal annähernd mithalten. Nichtsdestotrotz ist Keatings vierter Film ein tolles Erlebnis und sticht aus dem Einheitsbrei hervor.

 

Carnage Park

Beim letzten Film heute entführt uns Keating in die kalifornische Wüste – nach Carnage Park. Dort stranden zwei Halunken nach einem Banküberfall inklusive Geisel. Die Drei wissen leider nicht, dass die gottlose Gegend von einem irren Scharfschützen bewohnt wird.

Nach isoliertem Eis und Schnee, Schwarzweiß-Mietshäusern in New York kommt nun die sengende Hitze. Eintönige Settings kann man Keating schon einmal nicht vorwerfen.

Mit Sepia-Filter machen wir dieses Mal eine Zeitreise zu den Terrorfilmen der 70er. The Hills Have Eyes, The Texas Chainsaw Massacre und My Bloody Valentine (ja, der ist aus den 80ern und ein Slasher, aber passt da trotzdem gut rein) lassen grüßen. Aber einen besonderen Einfluss hatte definitiv auch der aktuellere Wolf Creek.

Bei den Charakteren gibt es auch hier wieder eine Weiterentwicklung. Keating hat es geschafft durchwegs sympathisch, bodenständige Figuren zu schreiben und mit Ashley Bell und Pat Healy auch noch zwei perfekte Darsteller für die Hauptrollen gefunden. Ganz großer Pluspunkt.

Der Regisseur hat schon mit den vorangegangenen Werken bewiesen, dass er durchaus ein Händchen für einen stimmigen Score hat. In Carnage Park fällt dies besonders auf, weil er wesentlich weniger subtil ist, als zuvor. Erinnerte mich in seiner starken Präsenz teilweise schon an Quentin Tarantino, was auch am postmodernen Western-Feeling liegt.

Auch wenn sich mit der Zeit ein paar Hänger einschleichen, so hat mir auch Carnage Park gut gefallen. Auf jeden Fall eine wundervolle Hommage und ein weiterer sehenswerter Beitrag von Keating.


Ich hoffe ich konnte euch etwas Lust auf diesen jungen Filmemacher machen, denn es lohnt sich auf alle Fälle. Man darf gespannt sein, was er die nächsten Jahre noch so alles auf die Leinwand zaubern wird.

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?