Train to Busan
Filmfestival,  Kritik

Train to Busan (2016) – Review

oder: wie bekämpfe ich Zombies in Zügen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Busanhaeng
Südkorea
118 min
Yeon Sang-ho
Yeon Sang-ho

Inhalt

Ein Mann reist mit seiner Tochter mit dem Zug von Seoul nach Busan als in Südkorea eine Epidemie ausbricht, die alle Erkrankten zu rasenden Bestien macht.

 

Hintergründe

Yeon Sang-ho
Regisseur: Yeon Sang-ho (Bild: wikipedia)

Regisseur Yeon Sang-ho war bisher nur in gezeichneten Gefilden unterwegs und auch das Prequel zu Train to Busan, Seoul Station, ist ein Animationsfilm. Diese Wurzeln merkt man Yeon Sang-hos erstem Realfilm auch stark an.

In Interviews betonte Yeon, dass es ihm weniger um die Zombies ging, als darum wie Menschen auf eine solche Situation reagieren. Ein Vorbild dafür war auch The Mist von Stephen King, der von Frank Darabont verfilmt wurde.

Ob es sich im Film jetzt um Zombies oder Infizierte handelt, war für mich nicht ganz klar ersichtlich. Die Indizien sprechen für Infizierte, aber falls jemand Argumente für Zombies hat, immer her damit!

Kritik

Seinen Wurzeln entsprechend ist der gesamte Film auch komplett überzeichnet. Feingefühl ist hier ein Fremdwort und an manchen Stellen droht Train to Busan sogar ins Groteske abzudriften.

Nichtsdestotrotz ist Train to Busan ein unglaublich guter Vertreter des Zombie-/Infizierten-Genres. Dies Train to Busanliegt vor allem am wahren Star des Streifens: dem Setting. Den Survivalkampf in einen Zug zu verlegen ist eine grandiose Idee und glücklicherweise wird das Potential, dass dieses Setting bietet auch gut genutzt. Dies hängt mitunter damit zusammen, dass die Reisenden keine Waffen bei sich tragen und sich im Zug auch kaum welche finden lassen. Dadurch müssen die Überlebenden andere Wege finden, wie sie die Infizierten überwältigen können. Zudem werden auch die Eigenheiten der Infizierten soweit abgeändert, dass hier noch einiges an Abwechslung und Spannung rausgeholt werden konnte.

Die Story ist dabei wie im Genre üblich recht minimal gehalten. Die kurze Einführung der Charaktere ist jedoch sehr gut gelungen. Dem Film gelingt es gut eine emotionale Bindung aufzubauen. Problematisch wird es nur, wenn der Film zu stark auf die Tränendrüse drückt oder insbesondere der menschliche Antagonist komplett zur Karikatur wird. Dies wird durch die pathetische Musikuntermalung noch unterstützt. Hier gibt es leider einige Momente in denen mich der Film verliert, da ich ihn schlichtweg nicht mehr ernst nehmen konnte. Als Animationsfilm würde das gut gehen, als Realfilm ist mir das dann auch einfach zu comichaft.

Dies trifft bis zu einem gewissen Grad auch auf die Infizierten zu. Die Maske beziehungsweise die VFX haben hier sehr gute Arbeit geleistet. Die Infizierten sehen toll aus, sind in ihren Bewegungen richtig schön creepy und in ihrer Masse auch sehr bedrohlich. Was eben auch dem Setting geschuldet ist. Andererseits gibt es viele Szenen in denen sich die Infizierten zu Bergen auftürmen, nur noch eine rollende übereinander stolpernde Masse darstellen oder sich zu Dutzenden an einen Zug ranhängen, die einfach nur lächerlich sind. Dies war für mich weder bedrohlich noch witzig, sondern einfach nur nervig.

Train to BusanNeben den actionlastigen Szenen steht jedoch das Verhalten der Betroffenen in einer Extremsituation klar im Mittelpunkt. Yeon ist sehr bemüht dem Film ein gesellschaftspolitisches Gewicht zu verleihen. Ganz in der Tradition von George A. Romeros Dead-Reihe. Das Ende des Filmes ist hier auch als klare Referenz zu sehen, wobei es nie die Eindringlichkeit seiner Vorlage erreicht.

Yeon versucht sich in Klassenkritik und stellt dafür einen Obdachlosen und zwei Anzugträger zur Verfügung. Wem seine Sympathie gilt ist von vornherein klar. Auch dass die Anzugträger an der Katastrophe Schuld sind.  Dies ist leider etwas platt geraten. Eng damit verwoben ist die Frage, ob man besser auf seine Nächsten schaut und versucht zu überleben oder ob man mit Fremden kooperieren soll. Auch hier ist die Antwort von vornherein klar. Graustufen sind nicht Yeons Sache. Moral mit dem Vorschlaghammer.

Abschließend kann ich sagen, dass ich den Film auf jeden Fall genossen habe. Wenn er auch nichts Neues zu erzählen hat, so bringt er doch frischen Wind ins Zombie-Genre. Die sehr comichafte Inszenierung ist eine Geschmacksfrage. Mir persönlich war es an einigen Stellen zu viel und ich hätte eine ernsthaftere, zurückhaltende Inszenierung bevorzugt. Wen sowas nicht stört oder dies sogar mag wird hier bestens bedient werden. Davon abgesehen kann ich den Film allen Horror- und besonders Zombie-Fans nur wärmstens empfehlen.

 

Bewertung

Spannung Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Splatter Rating: 1 von 5
Ekel Rating: 0 von 5
Story Rating: 3 von 5

Bildquelle: Train to Busan © RedPeter Film

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?