El dia de la bestia
Kritik

El día de la bestia (1995) – Review

Ein Priester, ein Death-Metal-Fan und ein TV-Astrologe versuchen, die Ankunft des Antichristen zu verhindern. Álex de la Iglesia zelebriert in seinem apokalyptischen Weihnachtsmärchen El día de la bestia nicht nur die Liebe zur Subkultur, sondern liefert schräge Unterhaltung mit bitterbösen Pointen.

Originaltitel:
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Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

El día de la bestia
Spanien
103 Minuten
Álex de la Iglesia
Jorge Guerricaechevarría, Álex de la Iglesia
Álex Angulo, Armando De Razza, Santiago Segura u.a.

Inhalt & Hintergrund

Dem baskischen Priester und Theologieprofessor Angel Berriartúa (Álex Angulo, Pans Labyrinth) ist es nach langem Bibelstudium gelungen, die Offenbarung des Johannes zu entschlüsseln: Sie kündigt die Geburt des Antichristen für den 25. Dezember in Madrid an. Entschlossen reist Angel in die spanische Hauptstadt, um die drohende Apokalypse abzuwenden, kennt aber nicht den genauen Ort der Niederkunft. Um mit dem Teufel in Kontakt zu treten, begeht der Priester darum allerhand Sünden; er bestiehlt einen Sterbenden, stößt einen Straßenkünstler in den U-Bahnschacht, brennt sich gar Kreuze in die Fußsohlen, um seinen Glauben auch buchstäblich mit Füßen zu treten. Bei einem dieser erfolglosen Versuche lernt er den Death-Metal-Fan José Maria (Santiago Segura, Beyond Re-Animator) kennen, der sofort von Angels Mission angetan ist. Prominente Unterstützung erhalten die beiden von Professor Cavan (Armando De Razza), dem Moderator einer okkultistischen Fernsehsendung, obgleich der erst mit Knebel und Strick zur Mitwirkung bewegt werden muss. Gemeinsam (und mit der Unterstützung halluzinogener Substanzen) gelingt es ihnen, den Teufel zu beschwören. Ein wilder Trip durch das weihnachtliche Madrid beginnt.

Mit El día de la bestia, seinem zweiten Spielfilm, gelang de la Iglesia in Spanien ein absoluter Kassenschlager. Sein eigenwilliger Stil, der sich auch in Filmen wie Aktion Mutante oder Perdita Durango zeigt, trug ihm schnell den Ruf eines spanischen Enfant Terrible ein. Außerhalb seines Heimatlandes blieb der große Ruhm aus, was – neben seiner offensichtlichen Schwäche für filmische Skurrilitäten – vor allem an den zahlreichen Anspielungen auf die spanische Kultur und Geschichte liegen mag, die den Zugang zu seinen Filmen erschweren.

Freaks fürs Herz

Ob Action, Fantasy, Komödie oder Horror: El día de la bestia vereint alles zu einem bunten Genre-Mix, der dennoch nie aufgesetzt wirkt. Ebenso entschlossen pendelt er auch zwischen grotesker Komik und teils brutaler Gewaltdarstellung, denn die Protagonisten gehen bei ihrer Mission zwar mitunter unbeholfen, keinesfalls aber zimperlich vor und Madrid selbst ist im Film ohnehin ein Sündenpfuhl. Neben tiefschwarzer Charakter- und Situationskomik, spart de la Iglesia auch nicht an bitterbösen Momenten, wie z.B. einer Szene, in der ein Obdachloser erst von Vermummten verprügelt und schließlich angezündet wird. Dass dieser abenteuerliche Mix am Ende aufgeht, ist vor allem den drei Hauptcharakteren zu verdanken, allesamt liebenswerte Sonderlinge, denen man gerne in den Wahnsinn folgt.

El día da la bestia

 

Die Glaubensstärke von Pater Angel wird nur noch von seiner Naivität übertroffen. In Death-Metal-Fan José Maria sieht er einen leibhaftigen Satansjünger und den Moderator Cavan, der in seiner Sendung „Geheime Welten“ mit Vorliebe die Opfer von Alienentführungen und dämonischer Besessenheit interviewt, hält er für einen Connaisseur okkulter Mächte. Doch auch seine Begleiter haben so ihre Defizite. José Maria, der gern den harten Hund gibt, ist eigentlich ein goldiger Einfaltspinsel, der noch bei Mutti wohnt; Cavan beherrscht und verachtet sein Handwerk als TV-Scharlatan gleichermaßen. Es sind klassische Antihelden, die sich da zur Rettung der Menschheit aufmachen – gerade deswegen sind diesen schrägen Typen die Sympathien trotz aller Widrigkeiten sicher.

Die ein oder andere Schwäche im Drehbuch gleicht El día de la bestia mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre wieder aus. Ebenso handwerklich versiert wie detailverliebt werden die Schauplätze in Szene gesetzt, ob es sich dabei um ein Konzert der fiktiven Metalband „Satannica“ oder die Wohnung Cavans mit ihrer Sammlung obskurer Kultgegenstände handelt. „Ich denke, ich bin nicht wirklich erwachsen geworden. Das ist auch der Grund dafür, dass ich Filme drehe.“, sagt de la Iglesia über sich selbst. Das wird auch in El día de la bestia deutlich: Er findet sichtlich Vergnügen daran, die einzelnen Episoden spielerisch – und gerne mit einem Augenzwinkern – auszugestalten. Dass beim satanischen Beschwörungsritual ein aufrecht gehender Ziegenbock erscheint, versteht sich da fast von selbst.

El día de la bestia

Wahre Teufel

Ob die Protagonisten nun ein fantastisches Abenteuer oder bloß einen drogeninduzierten Trip erleben, lässt El día de la bestia relativ offen. Fest steht, dass Madrid auch schon vor dem gemeinsamen Drogenkonsum ein höllisches Pflaster ist. Die Stadt wird von einer Welle der Gewalt überzogen – unter dem Motto „Haltet Madrid sauber“ ermordet eine faschistoide Gruppe gezielt Obdachlose. Dass de la Iglesia, der die letzten Jahre der Franco-Diktatur als Kind miterlebt hat, diese Sozialhygieniker nach historischem Vorbild gestaltet haben könnte, liegt nicht ganz fern. El día de la bestia bietet eine allegorische Lesart durchaus an. Doch um die satirische Dimension des Films zu würdigen, muss man nicht zwangsläufig in die Vergangenheit blicken, denn, so de la Iglesia: „Der wahre Teufel ist das Fernsehen oder die vorherrschende Mittelmäßigkeit oder die Verrohung. All die Sachen, die dich den lieben langen Tag leiden lassen.“

Fazit

El día de la bestia punktet mit seiner irrwitzigen und actionreichen Handlung, reichlich schwarzem Humor und den liebenswert skurrilen Hauptcharakteren. Ein Film voller Herzblut.

Bewertung

Spannung Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 5 von 5
Gewalt  Rating: 3 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: El día de la bestia © Anolis Entertainment

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

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