David Cronenberg
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7 Filme von Body-Horror-Meister David Cronenberg, die ihr gesehen haben solltet

David Cronenberg ist einer der spannendsten Regisseure im Horror-/Sci-Fi-Bereich. Wir haben uns 7 Filme rausgesucht, die ihr jedenfalls gesehen haben solltet.

Seine frühere Schaffensphase bis Mitte der 80er, mit Titeln wie Shivers, Videodrome, Die Brut und Die Fliege, prägte das Body-Horror-Genre maßgeblich. Beliebte Themen des Kanadiers waren dabei die Transformation des Körpers und Technologien, welche er auf physischer und psychologischer Ebene miteinander verwebte.

Und auch wenn seit den späten 80ern die Body-Horror-Elemente immer mehr aus den Werken von Cronenberg verschwunden sind, so hat er doch nichts von seiner Radikalität verloren.


7. Die Unzertrennlichen (1988)

Die beiden eineiigen Zwillinge Beverly und Elliot sind renommierte Gynäkologen, die gemeinsam praktizieren, wohnen und sich auch Dates „teilen“. Elliot ist ein Womanizer, Beverly eher der schüchterne Typ. Als sich ausgerechnet Beverly eher unglücklich in eine Schauspielerin verliebt, wird die Eifersucht Elliots geweckt und die seltsame symbiotische Beziehung der beiden beginnt zu bröckeln.

Jeremy Irons (Red Sparrow) spielt hier in einer Doppelrolle das Zwillingspärchen Beverly und Elliot – und zwar sehr beeindruckend, denn er muss hier einen Egomanen und andererseits ein Mauerblümchen spielen sowie den psychischen Verfall beider darstellen. David Cronenbergs Steckenpferd, der Body-Horror, ist zwar noch spürbar, der Film hat aber schon weitaus mehr Drama-Elemente als noch der Vorgänger Die Fliege. Die wunderbare Geneviève Bujold (Coma) steht hier zwischen den beiden Brüdern und deren krankhaften Beziehung zueinander und gibt Ausschlag für deren Ende. Die beiden können nicht zusammen leben, aber noch weniger ohne einander. Cronenberg wirft gekonnt auch immer mal das siamesische Zwillingspaar Chang und Eng ein, die im 19. Jahrhundert lebten und an den Hüften zusammengewachsen waren. Zuerst starb Chang, sein Bruder folgte ihm zwei Stunden später. Die drastischen Effekte, die es im Vorgänger gab, gibt es hier nicht, aber es ist nicht minder verstörend, wenn Patientinnen der beiden mit bizarr geformten Instrumenten malträtiert werden.

Die Unzertrennlichen ist ein erstklassig gespieltes, großartig inszeniertes, extremes und hochintelligentes Drama, auch wenn der geneigte Horrorfan bedauern dürfte, dass Cronenberg sich ab hier weitestgehend vom Horrorfilm abwandte.

6. eXistenZ (1999)

In der nahen Zukunft: Biotechnische Virtual-Reality-Spiele beherrschen den Markt, gespielt werden sie über Bio-Game-Pods, die mit dem Rückgrat der Spieler verbunden sind. Allegra Geller (Jennifer Jason Leigh, The Hateful 8) stellt ihr neustes VR-Spiel „eXistenZ“ in einem Seminar vor, als ein Attentat auf sie verübt wird. Dabei wird ihr Game Pod beschädigt. Der Täter gehört zu einer Untergrundbewegung, die dafür kämpft, dass sich die Menschheit nicht in der Scheinwelt verliert. Zusammen mit dem PR-Nerd Ted (Jude Law, Sherlock Holmes) flieht sie, wobei die beiden bald erfahren müssen, dass auf Allegra ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Sie tauchen bei einem Freund (Ian Holm, Alien) unter, um dort innerhalb der virtuellen Realität das Game zu retten, dabei versinken sie immer weiter in den Tiefen des Spiels.

In dem 1999 gedrehten eXistenZ vereinte Cronenberg seine Wurzeln des Body-Horrors mit neuen Entwicklungen auf dem Spielemarkt. Der atmosphärische Score von Howard Shore (Herr der Ringe) unterstreicht das spannend inszenierte Geschehen. Unterstützt wird Cronenberg von einer fantastischen, spielfreudigen Besetzung, zu der in weiteren Rollen Willem Dafoe (Antichrist), Sarah Polley (Dawn of the Dead) und Christopher Eccleston (28 Days Later) zählen. Insbesondere glänzt Jennifer Jason Leigh. Dabei kann man sich nie sicher sein, wer auf welcher Seite steht, was Realität und was Virtuelle Realität ist. Der Film wurde als Bester Film für einen Saturn Award und den Goldenen Bär nominiert, Cronenberg selbst erhielt den Silbernen Bär für sein künstlerisches Werk. Ein faszinierender Ausflug in eine düstere Zukunft.

5. Die Brut (1979)

Nola, die Frau von Frank Carveth, befindet sich seit einiger Zeit im psychotherapeutischen Institut von Doktor Raglan. Dieser hat eine Behandlungsmethode entwickelt, die er Psychoplasmatik nennt. Hierbei werden psychische Störungen in physische Symptome kanalisiert, welche sich mit schulmedizinischen Mitteln behandeln lassen. Nachdem Candy, die gemeinsame Tochter, ihre Mutter besucht hat, stellt Frank Kratzer und Wunden an dem Mädchen fest. Der besorgte Vater versucht daraufhin, Nola die Tochter vorzuenthalten. Als Personen aus dem Umfeld des Ehepaars von zwergenähnlichen, scheinbar nicht menschlichen Wesen angegriffen und sogar getötet werden, stellt Frank genauere Nachforschungen über Doktor Raglan und seine dubiosen Behandlungsmethoden an.

David Cronenberg, noch mitten in seiner Body-Horror-Phase, präsentiert uns hier einen Horrorfilm, der das Bizarre seiner früheren Filme schon etwas abstreift und sich mehr den Erfolgsformeln von klassischen Horrorfilmen bedient. Der wieder einmal herrlich übertrieben theatralisch aufspielende Oliver Reed (Burnt Offerings), Art Hindle (Black Christmas) und Samantha Eggar (The Astronaut’s Wife) bilden den Hauptcast und spielen ihre Rollen sehr gut. Was anfängt wie ein Monsterfilmchen, entpuppt sich später als freudscher Albtraum, welcher in der recht kruden Geburtsszene gipfelt. Diese eine Szene brachte dem Film in Deutschland die Indizierung ein und ist sicher immer noch nicht jedermanns Sache.

Die Brut zeigt einen jungen Cronenberg auf dem Weg zu einem der besten Horrorfilmregisseure überhaupt, der hier erstmalig seine bizarren Ideen geschickt kanalisieren konnte und einen spannenden, dem Mainstreampublikum etwas zugänglicheren Horrorfilm kreierte.

4. Naked Lunch (1991)

Der von „Wanzenpulver“ abhängige Kammerjäger und Schriftsteller Bill Lee (Peter Weller), erschießt aus Versehen seine Ehefrau. Daraufhin flüchtet er nach Interzone, ein Ort an dem Realität und Fiktion verschwimmen. Alienhafte Kreaturen und gigantische Tausendfüßler sondern halluzinogene Substanzen ab und Schreibmaschinen werden zu Agentenkäfern. Er selbst ist ein Agent, der die Geheimnisse von Interzone gezwungenermaßen ergründen muss.

Cronenberg leistete fantastische Arbeit, als er Naked Lunch erschuf. Die Vorlage bildete das 1959 unter dem gleichen Titel erschienene Buch von William S. Burroughs. Es gilt bis heute als Hauptwerk der Beatnik-Literatur und wurde in den 70er und 80er Jahren zum Kult stilisiert.
Die Geschichte handelt nicht nur von Drogenexzessen und dem Rausch des Schreibens. Vielmehr offenbart uns Cronenberg die Gedankenwelt von Burroughs und lässt uns in die Tiefe blicken. Cronenberg kratzt nicht nur an der Oberfläche, sondern versucht das Unaussprechliche sichtbar zu machen. Wer sich darauf einlässt, erfährt mehr als visuelle Mutationen, die an The Thing erinnern. Der Regisseur sucht den tiefen dunklen Meeresgrund der Seele ab und findet dort etwas, was dem Schriftsteller möglicherweise selbst nicht völlig klar war. Wer die früheren Werke von Cronenberg liebt, wird von Naked Lunch nicht enttäuscht werden.

Für Cronenberg-Fans ein absolutes Muss und für diejenigen unter euch, die es noch nicht sind, ein abenteuerlicher Einstieg.

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

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