Das Grauen aus der Tiefe
Kritik

Das Grauen aus der Tiefe (1980) – Review

Barbusige Bikinischönheiten, unzüchtige Unterwassermonster und schnoddrige Splattereffekte: Das Grauen aus der Tiefe ist ein Fest für Fans von Exploitation und Creature-Horror.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Humanoids from the Deep
USA
80 Minuten
Barbara Peeters, Jimmy T. Murakami
William Martin, Frank Arnold, Martin B. Cohen
Doug McClure, Ann Turkel, Vic Morrow u.a.

Inhalt & Hintergrund

Ein misslungenes Genexperiment führt dazu, dass die verschlafene Hafenstadt Noyo von grauenhaften Meereswesen terrorisiert wird. Die Kreaturen töten die Männer und vergewaltigen die Frauen, während die ahnungslosen Bewohner den indianischstämmigen Johnny der Taten verdächtigen. Einzig der kernige Fischer Jim Hill (Doug McClure) bleibt skeptisch und forscht auf eigene Faust nach. Unterstützung erhält er dabei von der Biologin Dr. Susan Drake (Ann Turkel), die mehr zu wissen scheint, als sie zugibt. Doch als Jim die Kleinstädter warnen will, ist es bereits zu spät: Beim alljährlichen Lachsfest kommt es zur Katastrophe.

Das Grauen aus der Tiefe ist ein Musterbeispiel für die Filmökonomie von Produzent Roger Corman. Mit McClure (Caprona, Tauchfahrt des Schreckens) verpflichtete er einen bekannten Schauspieler, der den Zenit seiner Karriere bereits überschritten hatte. Das Budget war relativ gering und der Streifen wurde innerhalb kurzer Zeit abgedreht, erzielte aber dennoch einen finanziellen Erfolg. Als Produzent beließ Corman es jedoch nicht immer beim Geldgeben: Mit dem Ergebnis von Regisseurin Barbara Peeters‘ Arbeit war er nicht vollständig zufrieden, so dass er ohne ihr Wissen zusätzliche Szenen drehen ließ. Diese recht expliziten Sex- und Gewaltdarstellungen sorgten dafür, dass sowohl Peeters als auch Turkel erfolglos auf Streichung ihrer Namen bestanden.

Das Grauen aus der Tiefe

Film als Spektakel

Inhaltlich setzt Das Grauen aus der Tiefe auf Altbewährtes. Der Genrefreund wird mühelos die filmischen Ideengeber erkennen, ob es sich um Klassiker wie Der Schrecken vom Amazonas, Kassenschlager wie Der Weiße Hai oder Creature Features wie Piranhas handelt. Auch visuelle Vorbilder sind klar auszumachen, denn der Film verschreibt sich voll und ganz der Ästhetik des Exploitationfilms. Von subtilen Andeutungen will man hier nichts wissen: Die Frauen von Noyo kleiden sich offenbar bevorzugt in Dessous und Bademode. Zuverlässige Zooms auf knackige Hintern und entblößte Brüste gehören darum ebenso dazu, wie die genaue Dokumentation wahnwitziger Splatterorgien.

Dass es sich bei Das Grauen aus der Tiefe nicht um einen intellektuellen Ökothriller handelt, sollte ohnehin klar sein. Die Low-Budget-Machart ist dem Film zweifelsfrei anzusehen. Nur an wenigen Stellen gelingt es der Handlung, sich wirklich von ihren filmischen Vorbildern zu emanzipieren und auch die Figuren wirken hölzern, werden nur soweit wie nötig charakterisiert und bleiben reine Stereotypen. Das kann man selbstverständlich kritisieren, verfehlt damit allerdings den Film. Denn Das Grauen aus der Tiefe gibt zu keinem Zeitpunkt vor, mehr darzustellen, als er ist, sondern kennt seine Kernkompetenzen und bringt diese voll zur Geltung. Es ist ein Film, der unterhalten und schockieren will, darum verschwendet er keine Zeit auf die Figurenentwicklung oder eine lange Einführung, sondern wirft den Zuschauer ohne Vorwarnung mitten ins Geschehen.

Das Grauen aus der Tiefe

Warum lohnt sich Das Grauen aus der Tiefe?

Der Film lebt vor allem von seiner Inszenierung. Die trostlose Atmosphäre des heruntergekommenen Fischerkaffs wurde großartig eingefangen. Schon die Architektur lässt darauf schließen, mit welchem Menschenschlag man es hier zu tun hat. Ebenso stimmungsvoll arbeitet der Film auf die Enthüllung des Monsters zu, während wiederkehrende Unterwasseraufnahmen von einer unheilvollen Präsenz im Meer künden. Dieses Gefühl einer latenten Bedrohung, die im Verborgenen lauert, spiegelt sich auch im grandiosen Soundtrack zu Das Grauen aus der Tiefe wider. Es ist eine der frühen Kompositionen von James Horner (Aliens, Titanic, Avatar), der kurz zuvor begonnen hatte für Corman zu arbeiten.

Dass es so viel Vergnügen bereitet, sich Das Grauen aus der Tiefe anzuschauen, liegt aber vor allem an den buntblutigen Spezialeffekten von Rob Bottin (Das Ding aus einer anderen Welt, The Fog – Nebel des Grauens, Das Tier): Handgemachter Splatter, der auch nach fast vierzig Jahren noch etwas taugt. Dazu kommt das eigenwillige Creature Design: Die Kreaturen sind äußerlich eine Hommage an klassische Filmmonster vergangener Tage, während sie in ihrer Brutalität den Slashern der Zeit in nichts nachstehen. Von ihrem Bodycount können Michael Myers und Co. jedoch nur träumen.

Das Grauen aus der Tiefe

Fazit

Das Grauen aus der Tiefe bietet rasante Unterhaltung, die charmant über die stellenweise äußerst dünne Story hinwegsehen lässt. Genrefans können sich über zahlreiche Reminiszenzen an die Creature Features der 50er, 60er und 70er Jahre freuen – allen voran die liebreizenden Antagonisten. Ein schnoddrig-schöner Film, der den geneigten Zuschauer mit gediegener Geschmacklosigkeit beglückt.

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 3 von 5
Ekel  Rating: 4 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: Das Grauen aus der Tiefe © Koch Media

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

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