Cold Skin
Kritik

Cold Skin (2017) – Review

Xavier Gens (Frontiers) schickt in „Cold Skin“ den Iren Friend in die vermeintliche Einsamkeit auf eine Leuchtturm-Insel. Doch was Friend dort erwartet, ist nicht die Einsamkeit, sondern die „Insel der Kreaturen“ …

Originaltitel:
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Drehbuch:
Vorlage:
Cast:

Cold Skin
Spanien/Frankreich
108 Minuten
Xavier Gens
Jesús Olmo, Eron Sheean
Roman   „Im Rausch der Stille“ von Albert Sánchez Piñol
Ray Stevenson, David Oakes, Aura Garrido u.a.

Hintergründe & Inhalt

1914, in den Wirren des 1. Weltkriegs, zieht sich der junge Ire Friend (David Oakes, The White Queen) auf eine einsam im Südatlantik gelegene Insel zurück. Er sucht die Einsamkeit und will dort für ein Jahr als Meteorologe arbeiten. Sein Vorgänger nahm sich dort das Leben und der einzige weitere Bewohner des Eilands ist der mürrische Leuchtturmwärter Gruner (Ray Stevenson, Outpost), der sich im Leuchtturm verbarrikadiert hat. Friend zieht in das Haus seines Vorgängers, wo er alsbald feststellen muss, dass es mehr Leben auf der Insel gibt, als es zuerst den Anschein hatte: Seltsame Fisch-Menschen-Hybride belagern die Insel und wollen ihnen ans Leder. Friends Versuch, sich im Haus zu verschanzen, endet damit, dass es abbrennt.

Er flüchtet in den Leuchtturm, der jede Nacht von den Kreaturen angegriffen wird und stellt dort fest, dass sich Gruner ein Hybrid-Weibchen als Sklavin hält, die auf den Namen Aneris (Aura Garrido, The Body – Die Leiche) hört. Friend ist erst irritiert und abgestoßen von der offenbar sexuellen Beziehung, die Gruner zu Aneris pflegt. Doch während er sich mit Gruner arrangieren und mit diesem zusammen jede Nacht hoch oben auf dem Turm sein Leben verteidigen muss, verfällt auch er allmählich ihrem Reiz…

Kritik

Die spanisch-französische Co-Produktion Cold Skin – Insel der Kreaturen basiert auf der Romanvorlage Im Rausch der Stille von Albert Sánchez Piñol. Die geistige Nähe zu den Romanen eines Joseph Conrad (sein „Herz der Finsternis“ diente als Vorlage für Apocalypse Now) und den Werken von H.P. Lovecraft (insbesondere rund um den Fisch-Gott Dagon und die Fischmenschen) ist auch im Film deutlich zu spüren. Die Figur des Friend trug im Roman keinen Namen – und auch, wenn der Name hier durchaus Symbolcharakter hat, ist er schlecht gewählt. Es ist schlicht unglücklich, wenn ein Name den Charakter der Figur vorwegnimmt.

Gut gewählt sind hingegen die Drehorte Lanzarote und Island, die gekonnt als eine große Insel in Szene gesetzt wurden. Sie tragen wesentlich zur kalten Atmosphäre bei, die eine der Aussagen des Films transportiert: So kalt und unwirtlich die den Naturelementen ausgesetzte Insel auch sein mag – die Menschen, die sie bewohnen, insbesondere Gruner, sind noch kälter. Gruner kämpft einen ähnlichen Kampf wie Kapitän Ahab in „Moby Dick“; der Mensch gegen die Natur, ebenso hart wie unnachgiebig, verfolgt von der ewigen Frage, ob nicht der Mensch das wahre Monster ist. Auch die Farbgebung ist ideal gewählt, um den emotionalen Frost zu unterstreichen.

Ein Kernproblem des Films sind die beiden menschlichen Charaktere, über die nichts weiter bekannt ist; der Film kommt auch nicht über die Ansätze einer Charakterisierung hinaus. Ob es nun an den Schauspielern liegt oder nicht doch eher daran, wie die Rollen geschrieben sind: Beide ließen mich kalt. Dabei hätte Friend nicht nur als die sympathischere Figur erscheinen, sondern die Sympathien tatsächlich tragen müssen, um den Zuschauer stärker in die Handlung einzubinden. Auch die Motivation der Charaktere hätte erheblich besser ausgearbeitet werden müssen. Ein Film, in dem es um die Natur des Menschen geht, sollte psychologisch ausgereifter sein. Themen wie Toleranz, Menschlichkeit, Emanzipation werden nur gestreift, nicht vertieft. Stattdessen gerät Cold Skin immer mehr zu einem reinen „Mensch gegen Monster“-Actionspektakel.

Xavier Gens, der das Publikum 2007 mit Frontier(s) schockierte, weiß, wie er die Action für die größtmögliche Wirkung inszenieren muss. Die ersten Angriffe der Fischmenschen und auch eine Taucherszene sind packend inszeniert. Die Hybriden scheinen jedoch nicht in der Lage zu sein, aus Verlust und Schmerz zu lernen oder eine andere Taktik zu ergreifen, weshalb sie dazu verdammt sind, den Turm immer wieder aufs Neue anzugreifen. Leider schreitet das Drehbuch damit einher, und während die Actionszenen zwar gekonnt inszeniert sind, ermüden sie mit zunehmender Häufigkeit. Leider wird auch nicht wirklich vertieft, weshalb das alles geschieht, was sich zu den Plotlöchern des Films gesellt. Wenn man Interviews der Macher bemühen muss, um einen logischen Kontext zur spanischen Geschichte herzustellen, spricht das nicht für die Qualität des Drehbuchs.

Ray Stevenson als Gruner

Fazit

Cold Skin überzeugt auf optischer Ebene vollständig und bietet ein wunderbares Setting. Damit kann der Film jedoch die inhaltlichen Schwächen nicht ausgleichen und kommt so nicht über ein reines Action-Horror-Spektakel hinaus, das aber immerhin gut unterhält.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  rating4_5
Ekel  Rating: 2 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: Cold Skin © Tiberius Film

Horrorfilme sind eines der Genres des Films, den ich in seiner Gesamtheit seit meiner frühesten Kindheit und der ersten Begegnung mit den Kreaturen des Ray Harryhausen fast schon abgöttisch liebe. Im Horrorfilm taucht der Zuschauer nicht nur bis zu den Abgründen der menschlichen Seele, sondern häufig weitaus tiefer.

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