Anna and the Apocalypse
Kritik

Anna and the Apocalypse (2017) – Review

Habt ihr euch schon einmal High School Musical angeschaut und gefragt, wie es wäre, wenn Zombies auftauchen würden, um Zac Efron zu fressen? Willkommen bei Anna and the Apocalypse!

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Anna and the Apocalypse
Großbritannien
92 Minuten
John McPhail
Alan McDonald, Ryan McHenry
Ella Hunt, Malcolm Cumming, Sarah Swire u.a.

Das oben angeführte Gedankenspiel war der Grundstein für den Zombie-Musical-Kurzfilm, welcher salopp auch genau so benannt wurde: Zombie Musical. Der Kurzfilm von 2011 war das Debüt von Drehbuchautor und Regisseur Ryan McHenry. Bevor McHenry jedoch seinen Plan umsetzen konnte, daraus einen Spielfilm zu machen, verstarb er 2015 an den Folgen eines Knochentumors. Danach machten sich seine Freunde daran, McHenrys Vision doch noch zum Leben zu erwecken. Alan McDonald vollendete das Drehbuch und das Produktionsteam, bestehend aus Naysun Alae-Carew, Tracy Jarvis und Nicholas Crum, engagierte den schottischen Regisseur John McPhail.

Die Choreographien erinnern auch sehr an das beliebte Teenie-Musical; und der erste Akt widmet sich ironisch unterlaufen dem Lieben und Leiden in der schottischen High School während der Weihnachtszeit. Anna ist jedoch nicht an einem romantischen Hollywood-Ending interessiert, sondern will nichts mehr als aus dem einengenden Kaff entfliehen und durch die Welt reisen. Dies sieht nicht nur ihr alleinerziehender Vater mit Sorge, der seine Tochter lieber sofort auf einer Uni sehen möchte, sondern auch ihr bester Freund, der seine große Liebe endgültig aus seinem Leben verschwinden sieht. Daneben lernen wir noch die ambitionierte Idealistin Steph kennen, die als Journalistin der Schülerzeitung versucht die Welt zu verbessern. Zu Weihnachten sind ihre Eltern wieder einmal in der Welt unterwegs ohne sich für sie zu interessieren und wäre das nicht schon schlimm genug, versetzt sie auch noch ihre Freundin. Doch schon bald müssen sich Anna und ihre Freunde noch ganz anderen Problemen stellen: Die Zombie-Apokalypse steht vor der Tür!

Das Drehbuch nimmt sich zu Beginn viel Zeit, seine jugendlichen ProtagonistInnen mit Leben zu füllen. Dies gelingt vor allem auch Dank des tollen Casts aus britischen JungschauspielerInnen. Besonders gut hat mir Ella Hunt gefallen, die die titelgebende Anna spielen darf, und mit ihrem Musical-Background (Les Misérables) in den Gesangs- und Tanznummern brilliert. Dies ist aber auch Sarah Swire zu verdanken, die nicht nur als Steph eine tolle Figur macht, sondern auch als Choreographin hinter der Kamera tätig war. Allgemein kommt der Identifikation mit den Charakteren zugute, dass auf Klischees weitgehend verzichtet und die Charaktere sympathisch und authentisch gezeichnet wurden.

Nach abgeschlossener Einführung der Charaktere und mit fortlaufender Geschichte wandelt sich Anna and the Apocalypse immer mehr von einer Teenie-Komödie zum Zombie-Horror. Die Musical-Choreographien weichen den Kampf-Choreographien. Für Hunt sei dies die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten gewesen, wie sie in einem Interview verrät. Außerhalb von den für sie vertrauten Musical-Nummern sei sie die tollpatschigste Person auf Erden. Kampf-Koordinatorin EmmaClaire Brightlyn hat hier offenbar wundervolle Arbeit geleistet, denn von der Ungeschicklichkeit ist beim Endprodukt nichts mehr zu sehen. Ella Hunt jedenfalls lobte das Kampftraining und bedauerte, nicht mehr Kampfszenen gehabt zu haben. Dies ist etwas, dass ich ebenfalls bedaure, denn diese Szenen halten sich leider allgemein sehr in Grenzen. Hier hätte sich das Team ruhig etwas mehr austoben können. Es mangelt jedoch keineswegs an der Qualität, jeglich an der Quantität.

Anna and the Apocalypse

Beginnt Anna mit viel Schwung und Elan, gehen diese im Verlauf des Films leider etwas verloren. So großartig das ironische Musical ist, so schwer tut sich der Film bei den Drama-Elementen. Aus heiterem Himmel versucht das Drehbuch Drama  zu erzeugen, wo schlichtweg die nötige Fallhöhe fehlt. Dies bremst schlussendlich leider nur den Film aus und bringt mir die Charaktere nicht näher. Trotz ausführlicher Einführung und sympathischen Charakteren konterkarieren die humoristische Grundstimmung und die irrealen Musical-Szenen die Inszenierung einer echten Bedrohung. Dies wäre jedoch zwingend notwendig gewesen, um den Todesfällen eine starke emotionale Wirkung zu verleihen.

Dies schmälert das Vergnügen jedoch nur minimal. Anna and the Apocalypse ist voll an sympathischen Charakteren und witzigen, eingängigen Musical-Nummern, die ich auch einen Monat nach Sichtung immer noch regelmäßig im Ohr habe. So wird neben dem Film definitiv auch der Soundtrack in meine Sammlung wandern. Zudem sehen die Zombies gut aus und die Effekte können sich ebenfalls sehen lassen. Splatter-Fans müssen hier jedoch Abstriche machen, denn von einem bluttriefenden Gemetzel ist der Film weit entfernt. Der Streifen ist jedoch perfekt für alle, die auf Zombie-Komödien und Musicals stehen. Wer bei diesen Begriffen hellhörig wird, sollte sich diesen ganz besonderen Weihnachtsfilm auf keinen Fall entgehen lassen.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 3 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Anna and the Apocalypse © Splendid Film

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

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