The Inhabitant
Kritik

The Inhabitant (2017) – Review

Der mexikanische Horrorfilm The Inhabitant vermengt gekonnt Home-Invasion und Exorzismus zu einer überaus spannenden Mixtur.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

El habitante
Mexiko
93 Minuten
Guillermo Amoedo
Guillermo Amoedo
María Evoli, Vanesa Restrepo, Natasha Cubria u.a.

Sedisvakanz

Wenn The Inhabitant damit eingeläutet wird, dass wir aus den Nachrichten vom Tod des Papstes erfahren, können wir uns sicher sein, dass dies ganz bestimmt kein gutes Omen ist. Dies gilt insbesondere für die drei Schwestern Camila, Maria und Ana, welche die Villa eines Senators ausrauben wollen, um Camilas Schulden bei recht ungemütlichen Leuten zahlen zu können. Bei ihrem Streifzug durch das weitläufige Anwesen stoßen sie im Keller jedoch auf die an ein Bett gefesselte und mit Blutergüssen überzogene Tochter des Senators. Der Senator und seine Frau flehen die drei Schwestern noch an, einfach das Geld zu nehmen und zu verschwinden, aber ihre Tochter in Frieden zu lassen. Erinnert an ihre eigene traumatische Kindheit, hat sich Camila jedoch schon längst in den Kopf gesetzt, die Tochter aus ihrer Lage zu befreien …

Exorzist trifft auf Don’t Breathe

Der Film wird von Capelight mit „Der Exorzist trifft auf Don’t Breathe!“ beworben, was die Marschroute schon relativ klar vorzeichnet: wir haben hier einen Home-Invasion-Thriller, der sich in einen Exorzismus-Horror verwandelt. In dieser Konstruktion erinnert The Inhabitant stark an Demon Girl, welcher mit einer ähnlichen Grundstory arbeitet. Selbst wenn man sich Trailern und anderen Informationen über den Film entzogen hat und unvoreingenommen an die Sichtung herantritt, werden einen die ersten Minuten nicht sonderlich überraschen. Es ist daher sehr erfreulich, dass Regisseur und Drehbuchautor Guillermo Amoedo hier erst gar nicht versucht, einen großen Twist aufzubauen, sondern nach einer kurzen Einführung sofort mitten ins Geschehen eintaucht. Auf die Zuschauer kommt nun ein hervorragend gefilmtes Katz-und-Maus-Spiel zu, welches durch die Kamerafahrten durch das verwinkelte Anwesen zeitweise wirklich an Fede Alvarez‘ Don’t Breathe erinnert. Insbesondere durch eine sehr gelungene Beleuchtung erwacht das von Set-Designerin Xènia Besora liebevoll ausgestattete Haus zum Leben.

Amoedo, der sich bisher als Co-Autor von Eli Roth für Knock, Knock und The Green Inferno einen Namen machte, ruht sich jedoch nicht darauf aus, seine Charaktere über unübersichtliche Flure zu hetzen. Während das Publikum gebannt der Geisterbahn folgt, stellt Amoedo unbemerkt ein paar Weichen. So kann The Inhabitant bis zum Schluss immer wieder mit ein paar Wendungen überraschen und erneut fesseln. Es ist dabei dem Regisseur und Autor hoch anzurechnen, dass keine der Wendungen erzwungen oder überkonstruiert wirkt, sondern sich nahtlos in die Geschichte einfügt. So gelingt es Amoedo, neben Home-Invasion und Exorzismus auch noch zwei Familiendramen einzuweben, welche den Film nicht etwa überladen, sondern sogar noch abrunden.

The Inhabitant
Natasha Cubria

Natasha Cubria: großartig besessen

Der Streifen lebt schlussendlich jedoch stark von seinen Schauspielerinnen. Gerade die Geschwisterbeziehung zwischen Camila und Maria wird von Vanesa Restrepo und María Evoli (We Are the Flesh) mit Leben gefüllt. Der große Star des Films ist jedoch die junge Natasha Cubria, die in The Inhabitant ihr Spielfilmdebüt feierte. Ihre fantastische Darstellung als besessenes Mädchen muss sich vor Linda Blairs Leistung in Der Exorzist keineswegs verstecken. Allein mit ihrer Mimik hat sie mir etliche Male einen eiskalten Schauer über den Rücken gejagt. Ein großes Kompliment geht hier auch an das Make-up-Department und an Kostümdesignerin Abril Alamo, die Cubria nicht mit einer dicken Maske zugekleistert haben, sondern den Grusel sehr subtil unterstützten.

Zum Ende hin nimmt The Inhabitant zwar wieder sehr konventionelle Züge an, hat einen Schuss zu viel an christlicher Moral erwischt und auch die Schlusspointe riecht man zehn Meilen gegen den Wind, aber das sind Punkte, die für mich den Gesamteindruck nur minimal trüben. Guillermo Amoedo ist mit seinem dritten Spielfilm als Regisseur ein starker Exorzismus-Horror gelungen, der durchaus etwas frischen Wind ins Subgenre bringt und vor allem mit einem starken Cast überzeugen kann.

 

Bewertung

Spannung Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: The Inhabitant © Capelight Pictures

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?