The Nun
Kritik

The Nun (2018) – Review

Er wurde als das „dunkelste Kapitel des Conjuring-Universums“ beworben und hat durch eine umfangreiche Marketingkampagne schon lange vor seinem eigentlichen Kinostart für allerhand Furore gesorgt. Seit einigen Wochen nun schon läuft „The Nun“ jetzt endlich auch in den deutschen Kinos. Wir haben ihn uns für euch angeschaut, um zu klären, wie gut der neuste Ableger der beliebten Horrorreihe wirklich ist.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Nun
USA
96 Minuten
Corin Hardy
Gary Dauberman
Demián Bichir, Taissa Farmiga, Jonas Bloquet u.a.

Wir befinden uns im Jahr 1952. Pater Burke, ein Spezialist für ungewöhnliche Ereignisse im Zusammenhang mit dem kirchlichen Glauben, wird vom Vatikan in ein kleines Dorf in Rumänien entsandt. Dort soll er mit Hilfe einer jungen Novizin den vermeintlichen, mysteriösen Selbstmord einer Nonne aufklären. Vor Ort treffen sie dann schließlich an einem alten Kloster ein, welches eine dunkle und böse Macht in sich beherbergt…

Das Conjuring-Universum ist so eine Sache für sich. Während sich die Hauptfilme trotz eines schwächeren zweiten Teils großer Beliebtheit erfreuen, stieß das erste Spin-Off Annabelle zu Recht auf reichlich wenig Gegenliebe. Auch ein schon besserer zweiter Teil konnte bei weitem nicht an die Qualitäten des ersten Conjuring anknüpfen. Mit The Nun schien nun endlich ein vielversprechender Ableger der populären Reihe zu erscheinen. Leider kann dieser jedoch ebenfalls die zumindest anfänglich hohen Erwartungen bei weitem nicht erfüllen.

Aber zuerst zum Positiven: Mit dem Slogan des offiziellen Filmposters, dass dies das „dunkelste Kapitel“ sei, wurde definitiv nicht übertrieben. Abgesehen von den insgesamt dunkel gehaltenen Bildern schafft es The Nun gerade zu Beginn, eine wirklich schauerliche Grundstimmung aufzubauen. Nachdem der eigentlich recht spannende Prolog bereits mit den ersten Jumpscares auffährt, beginnt die Einleitung der Geschichte.
Sobald unsere beiden Hauptdarsteller in Rumänien eintreffen, bekommen wir die versprochene düstere Stimmung in vollen Zügen zu spüren. Auf dem Weg zum Kloster fängt die Kamera einige beeindruckende Luftaufnahmen ein, sowohl von der Natur als auch von dem Schloss selbst. Begleitet werden diese von einem unheimlichen Score, bestehend aus bedrohlichem Chorgesang und Orgelspiel, das sehr atmosphärisch ist. Auch das letzte Stück Fußmarsch durchs Dickicht ist äußerst stimmungsvoll und es bleiben einige atemraubende Bilder im Kopf hängen.
Direkt nach der Ankunft wirkt das Kloster sehr angsteinflößend: Trotz des Schutzes durch die Nonnen und den lächerlich vielen Kruzifixen beschleicht einen das Gefühl, dass sich das Böse in jedem offenen Spalt des Gemäuers verstecken könnte.

The Nun

Das war’s dann aber auch leider schon, was man The Nun positiv abgewinnen kann.
Direkt in der ersten Nacht werden dann allerhand unschöne und nervtötende Klischees bedient. Und das, obwohl das wirklich tolle und angsteinflößende Setting Potential für so viel mehr bietet.
Eine bereits lang verstorbene Person aus der Vergangenheit eines der Protagonisten taucht mit unheimlichem Geistergesicht mitten im Zimmer auf. Was tun? Mit Öllampe verfolgen natürlich. Und wohin? Auf den angrenzenden Friedhof, wo schon allerhand andere geisterhafte Erscheinungen warten, die unseren naiven Figuren an den Kragen wollen. Aber anstatt es besser zu wissen als ihr Kollege, tut es die Novizin dem Priester gleich und wandelt ohne jegliche Spur von gesundem Menschenverstand alleine durch die dunklen Gemäuer. Eindeutig übernatürliche und teils wirklich bedrohliche Erscheinungen lassen sie dabei komplett kalt, frei nach dem Motto: „Erschrecken kann mich das alles hier sowieso nicht. Lieber mal schauen, welcher Jumpscare im nächsten Zimmer auf mich wartet.“
Auch wenn hier weiter auf die anfängliche Stimmung gebaut wird, so sind diese penetrant dumm-dämlichen Handlungen ein absoluter Spannungskiller. Zwar wird hier ein kleiner Teil der Jumpscares noch ziemlich effektiv eingesetzt, allerdings nutzen sich diese durch ihre Offensichtlichkeit viel zu schnell ab. Wenn sich in kürzester Zeit die Kamera fünf bis sechs Mal um die Gesichter der selbsterklärten Geisterjäger dreht und dabei immer wieder hinter der Schulter eine dämonische Fratze erscheint, dann ist das irgendwann nur noch nervig. Hier deuten sich schon 90% des „Grusels“ an, der uns in den letzten verbleibenden 70 Minuten erwartet.

The Nun

Leider schafft es The Nun an keiner Stelle, doch noch einmal die Kurve zu kriegen. Die schon penetrante Naivität unseres Duos lässt einfach jede mögliche Spannung im Sande verlaufen. Am nächsten Morgen konfrontiert der letzte Nacht beinahe verstorbene Pater eine der anwesenden Nonnen sichtlich empört mit der Erkenntnis: „Mit diesem Ort hier stimmt etwas ganz und gar nicht, Schwester!“ Danke, Captain Obvious, für diese wirklich professionelle Einschätzung der Lage.
Ein dritter im Bunde sorgt dann in einigen Szenen noch für eine unnötige Portion Komik, die das gesamte Geschehen noch weiter ins Lächerliche zieht. Das größte Problem des Films ist hier wohl, dass er sich selbst viel zu bierernst nimmt und das übereifrige Bedienen von ausgelutschten Klischees die meiste Zeit für ungewollte Lacher sorgt. Dadurch entfernt man sich immer weiter vom Grusel und die Anteilnahmslosigkeit beginnt schon früh überhand zu nehmen. Ein gekonnter Spagat zwischen Horror und Komödie wäre hier wohl das einzige gewesen, womit man The Nun noch hätte retten können.

Zum Ende hin sorgt dann aber ein wirklich guter und spannender Twist noch einmal für einen minimalen Hoffnungsschimmer in dieser Misere. Wenn dieser allerdings so unglaublich plump aufgelöst wird und die dämlich-doofen Handlungen der Protagonisten maßlos auf die Spitze getrieben werden, will man nur noch verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Gesunder Menschenverstand oder ein ganz kleiner Hauch von Emotionen sind leider offenbar bereits am Anfang vollständig verloren gegangen.

The Nun

Für jeden, der Conjuring 2 bereits gesehen hat, ist von Anfang an klar, wie die Geschichte letztendlich ausgehen wird. Diese tatsächliche Auflösung bietet dann aber wirklich den Höhepunkt der Willkürlichkeit und Dämlichkeit. Ein Ende, wie es banaler und unlogischer kaum sein könnte.

Was von The Nun bleibt, sind am Ende leider nur die Erinnerungen an ein paar tolle Bilder und ein riesiger Graus vor dem, was die kreativen Köpfe hinter des beliebten Franchise uns hier präsentiert haben. Stumpfes Abarbeiten von Klischees wie am Fließband und Jumpscares nur der Jumpscares wegen machen eben trotz hohen Budgets noch lange keinen guten Horrorfilm.
Nicht nur einer der schlechtesten Beiträge aus dem Conjuring-Universum, sondern auch einer der belanglosesten und nervtötendsten Horrorfilme der letzten Jahre. Sehr schade.

Bewertung

Spannung Rating: 0 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: The Nun © Warner Bros.

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

...und was meinst du?