Mandy, Nicolas Cage, Udo Kier
Filmfestival

Mandy, Nicolas Cage und Udo Kier (/slash Filmfestival Tag 1)

Die Österreich-Premiere von Mandy eröffnete das 9. /slash Filmfestival. Mit dabei waren Nicolas Cage und Udo Kier.

Vor einigen Wochen präsentierte uns das /slash-Team um Festivalleiter Markus Keuschnigg einen wahren Coup. Konnte das Festival in den letzten Jahren immer mit tollen Gästen wie Joe Dante, Dario Argento, John Waters und vielen anderen glänzen, so konnten sie für dieses Jahr den oscar-prämierten Weltstar Nicolas Cage nach Wien holen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und so waren die Tickets für die Premiere von Mandy im rund 750 Menschen fassenden Saal des Wiener Gartenbaukinos binnen Sekunden ausverkauft und der Server des Ticketanbieters lahm gelegt. Dies sei laut Anbieter in der gesamten Geschichte des Unternehmens noch nie passiert.

Um dem Thema des Sektenkultes in Mandy gerecht zu werden, hatte das /slash kurzerhand selbst eine Sekte gegründet oder sich eine auf der Straße angelacht, das weiß man nie so genau, welche in Weiß gekleidet die frohe Botschaft von Jürgen unter das Kinopublikum brachte. So wurde die Wartezeit mit vielen Segnungen und einer Live-Initiation inklusive Kopfrasur aufgelockert. Jürgen sei mit euch und eine gesegnete Filmvorstellung!

Nachdem sich das Kino bis zum letzten Platz gefüllt hatte, betrat Markus Keuschnigg die Bühne und wurde mit viel Applaus begrüßt. Nach ein paar einleitenden Worten holte dieser auch schon den diesjährigen Ehrengast des Festivals, Udo Kier, zu sich auf die Bühne. Kier erzählte in sehr charmanter Weise einige Anekdoten und begeisterte damit das Kinopublikum. Er berichtete von seiner besonderen Beziehung zu Wien, wie mit Schamlos alles in Wien begann, von seiner Mitwirkung in Hexen bis aufs Blut gequält und seinen Lieblingsfilmen. Der in den USA lebende Schauspieler hätte wohl noch Stunden weiter erzählen können und das Publikum ihm liebend gerne zugehört. Das /slash zeigt als Liebesbrief an den Ehrengast sieben seiner Filme.

Cage

Danach kam der Moment auf den wohl einige im Kino sehnsüchtig gewartet hatten. Nicolas Cage betrat unter tosenden Applaus die Bühne und berichtete von seiner Liebe zu Wien, dem phantastischen Kino und den Dreharbeiten zu Mandy. Cage habe die Einladung angenommen, weil er Wien sehr mag und vor allem das Horror-Genre und den phantastischen Film an sich sehr schätze. Seine größten Vorbilder in Bezug auf Schauspielerei seien Peter Lorre (M – Eine Stadt sucht einen Mörder) und Max Schreck (Nosferatu), was ihm auch sogleich einen weiteren Applaus bescherte. In diesen Genrefilmen könne er seine Art des Schauspiels, losgelöst von den Gesetzen und Grenzen der Realität und Physik voll ausleben. Deshalb wolle er in so vielen Horrorfilmen wie nur möglich mitspielen.

Anschließend wurde das 9. /slash Filmfestival von Panos Cosmatos Rachethriller Mandy eingeleitet. Wie mein Kollege Jörg schon in seiner Review zum Film schrieb, verlangt die Einführung vom Publikum so einiges ab. Es passiert nicht viel und was passiert, ist mehr Rausch denn Handlung. Allgemein verweigert sich Mandy einer konventionellen Narration fast gänzlich. Das Ergebnis ist ein Story-Grundgerüst rund um Höllen-Biker, eine Sekte, Mord und Rache inszeniert mit fragmentarisch aneinandergefügten LSD-Trips. Nachdem ich mit dem Film lange gehadert habe, da es mir rational so gar nicht gelang auch nur irgendwie einen Zugang für mich zu finden, habe ich nach ungefähr einer Stunde resigniert und die Bilder auf mich einprasseln lassen. Kaum waren die rationalen Hürden gefallen, begann der von Kameramann Benjamin Loeb drogen-induzierte Bilderrausch mich zu betören. Ich tauchte ein in diese düstere Fantasy-Welt von Mandy, die mit unserer nur noch schemenhaft etwas gemein hat. Deswegen ist Red in Mandy wohl auch so eine perfekte Rolle für Cage. Denn wie Cage in seiner Einführung zum Film sagte: in dieser Welt sind wir losgelöst von der Realität. Eine düstere Welt mit knalligen unnatürlichen Farben in die es sich einzutauchen lohnt.

Mandy, der mich emotional zeitweise an den Zeichentrickfilm Heavy Metal von 1981 erinnerte, ist ein wahrhaft würdiger Auftakt für das 9. /slash Filmfestival und ich freue mich schon sehr auf alles was mich in den nächsten Tagen noch erwarten wird.

Alle Infos zum /slash Filmfestival findet ihr auf der Homepage des Festivals.

Bilder: Mercan Sümbültepe

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?