The Barn
Kritik

The Barn (2016) – Review

Angesichts des aktuellen Retrohypes reiht sich ein neuer Horrorfilm unter die Vielzahl nostalgischer Rückbesinnungen vergangener Tage im Horrorgenre ein. Doch kann The Barn halten, was sich der Fan verspricht?

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Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Barn
USA
90 Minuten
Justin M. Seaman
Justin M. Seaman
Mitchell Musolino, Will Stout, Lexi Dripps u.a.

1959 ereignet sich an Halloween eine Tragödie in einer alten, scheinbar verlassenen Scheune. Trotz des Verbotes des Dorfpfarrers suchen zwei Kinder die abgelegene Scheune auf, um der Tradition gemäß die geheimnisvollen Besitzer vor die Wahl nach Süßem oder Saurem zu stellen. Doch die Worte rufen drei Dämonen auf die Erde, die ihr erstes Opfer einfordern.

30 Jahre später verschlägt es eine Gruppe Jugendlicher in die Scheune. Die Truppe rund um den Halloween-Fan Sam und seinen besten Freund Josh will zu einem Rockkonzert, doch der Zwischenstopp scheint ihnen geeignet, um sich etwas gruselige Stimmung zu verschaffen. Bis auf Sam schenkt niemand den alten Legenden Glauben und sie rufen ungewollt die Dämonen herbei – Eine Vogelscheuche, einen untoten Bergarbeiter und einen kürbisköpfigen Killer, die ihr Jagdgebiet über die Scheune hinaus ausweiten.

Nach der euphorischen Resonanz auf diversen Filmfestivals stieß der Retro-Slasher The Barn auf die Aufmerksamkeit der Horrorfans, die mit nostalgisch verklärtem Blick die alten Tage herbeisehnen. Die Slasherikonen Jason Voorhees, Freddy Krueger und Michael Myers wurden zu Leinwandlegenden und sind längst in der Popkultur etabliert. Weitere bekanntere Beiträge wie Chucky, der mit unterschiedlichen Konzepten bis in die Neuzeit fortgesetzt wurde oder Prom Night, der mehrere Fortsetzungen samt Remake erhielt, folgten diesem Beispiel. Auch die Neuverfilmung von Blutiger Valentinstag konnte den altbekannten Stoff in die Neuzeit verlegen und stieß zum Großteil auf die Gunst der Fans. Losgetreten wurde der wieder aufgekommene Slasherwahn durch die selbstironische Hommage Scream aus dem Jahre 1995, dem wiederum Fortsetzungen und zahlreiche Nachahmer bis in die frühen 2000er Jahre folgen ließ. Dies nahm man zum Anlass, die alten Helden wieder aufleben zu lassen, ob als Neuverfilmung, Fortsetzung oder auch im Zweikampf gegeneinander. Dabei erscheinen auch immer wieder neue Schlächter und Schnetzler ungezogener Teenager, die um die Aufmerksamkeit der Fans bemüht sind. The Barn reiht sich genau dort ein und präsentiert sich als liebevolle Hommage an die beliebten Videotheken-Klassiker aus der Horrorecke.

Finanziert wurde der Film durch eine im August 2015 gestartete Crowdfunding-Kampagne, die 27.188$ eingenommen hat. Damit hatte Regisseur Justin M. Seaman seinen Traum dem geringen Budget entsprechend umsetzen können. Bereits im Alter von acht Jahren zeichnete der Regisseur eine Comicreihe und bei The Barn übernahm Seaman nicht nur die Regie der Adaption, sondern auch die Rolle des Boogeyman, fungierte als Produzent, wirkte am Kostümdesign und der Setgestaltung mit und übernahm den Schnitt. Damit wurden zum Teil auch Gelder gespart, dem es diesem Low-Budget-Retro-Slasher sichtlich mangelt. Sicherlich brauchte dieser Film kein Riesenbudget, aber gerade bei den Splatterszenen ist es dem Film anzumerken, dass mit Kameraeinstellungen und dem Schnitt versucht wurde, fehlendes Budget zu kaschieren, sodass das blutige Treiben relativ zahm wirkt. Dennoch versprüht der Film so viel Charme, dass man als dankbarer Fan darüber hinweg sehen kann. Die Tatsache, dass die Effekte handgemacht sind, wertet The Barn zusätzlich auf. Diese tragen stark dazu bei, dass der Film seine retrospektive Wirkung entfalten kann und den Zuschauer in die Welt der 80er Jahre entführt.

The Barn

Wenn in den ersten Minuten die Silhouetten zweier Kinder mit Laternen vor einem Nachthimmel laufen, erkennt man schon das Gespür des Regisseurs für stimmige Bilder. Seaman hat von seinen Meistern gelernt und schaffte es, seine Herzensangelegenheit stimmig umzusetzen. Woran viele Slasher der jüngeren Vergangenheit scheiterten, ist die Etablierung sympathischer Charaktere. Während die Figuren häufig nur als bloße Schlachtopfer dienen, so hofft der Zuschauer hier, dass Sam, Josh und Michelle die Nacht der Geister und Dämonen überstehen. Auch die übrigen Freunde sind gegenüber anderen Genrebeiträgen weit davon entfernt, ihr baldiges Ableben herbeizusehnen. Dabei merkt man den Schauspielern den Spaß am Dreh deutlich an und sie fallen nicht durch völlige Unfähigkeit bei der Verkörperung ihrer Rollen auf.

Wer hier die große Innovation erwartet, wird enttäuscht sein. Die Geschichte ist simpel und folgt den altbekannten Strickmustern des Genres. Angelehnt an Night of the Demons und Ragman meucheln sich die drei Schreckgespenster durch das Geschehen und es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen. Das handgemachte, blutige Gekröse ist gepaart mit einem von Heavy Metal geschwängerten Soundtrack und vereinzelten Synthwave-Einschüben, die das nostalgisch verklärte Treiben auf dem Bildschirm abrunden. Zudem kann sich der Genrefan auf ein kurzes Wiedersehen mit Linnea Quigley (The Return of the Living Dead, Night of the Demons) und Ari Lehman (Jason im ersten Freitag der 13.) freuen. Lediglich das geringe Budget schmälern etwas den sonst sehr positiven Gesamteindruck dieser charmanten Verbeugung vor dem Genrekino der 80er Jahre.

 

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  Rating: 3 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: The Barn © Splendid / WVG Medien

Horrorfilme bieten die Möglichkeiten, die Kreativität auszuloten und die nicht zu unterschätzende Fähigkeit, mit den Mitteln des Films Spannung, Schrecken und Angst auf eine Weise zu erzeugen, die bestenfalls selbst bei wiederholender Betrachtung immer wieder funktioniert. Zudem ist es höchst interessant, wie Horrofilme die Ängste der Bevölkerung abbilden können, dabei charakteristisch für die Zeit stehen, in der sie entstanden sind und dennoch in ihrer Essenz zeitlos sind.

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