Meg
Kritik

Meg (2018) – Review

Mit Meg kommt ein neuer Haifilm ins Kino, wie schon bei The Shallows mit einer niedrigen Altersfreigabe. The Shallows gestaltete sich äußerst sehenswert, doch lohnt es sich auch bei Meg in den Sommerblockbuster abzutauchen?

Originaltitel:
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Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Vorlage:
Cast:

The Meg
USA/China
113 Minuten
Jon Turteltaub
Dean Georgaris, Jon Hoeber, Erich Hoeber
Roman „Meg“ von Steve Alten
Jason Statham, Bingbing Li, Rainn Wilson u.a.

Ein Tiefsee-U-Boot wird von einem Exemplar des ausgestorben geglaubten Urzeithai Megalodon angegriffen und versinkt im Pazifik. Um die Crew zu retten, engagiert Meeresforscher Dr. Minway Zhang den Tauch- und Bergungsexperten Jonas Taylor. Doch Taylor hat schon Bekanntschaft mit dem gigantischen Urzeithai gemacht und schlägt das Angebot zunächst aus. Ganz zufällig befindet sich die Exfrau des besten Tauchers überhaupt unter den Gefangenen, weshalb Taylor sich umentscheidet. Zusammen mit Zhangs Tochter Suyin begibt sich auf die gefährliche Rettungsaktion im Jagdgebiet des furchterregenden Riesenhais…

Der weiße Hai war seinerzeit der erfolgreichste Film aller Zeiten und hat die Badestrände leergefegt, zum Leidwesen derer, die auf den Tourismus angewiesen waren. Wie im Film so wurde auch in der Realität fortan vermehrt Jagd auf die Haie gemacht. Glücklicherweise ist die Panik dem Interesse an den Tieren gewichen und neben zahlreichen Büchern und Dokumentationen finden sich immer mehr Haifilme in der Kino-, Heimkino- und Fernsehlandschaft. Ob nun immer schlechter werdende Fortsetzungen des Riesenerfolgs von 1974, zahlreiche Plagiate oder die Produktionen aus dem Hause Asylum, fast alle hatten eine Sache gemeinsam: Sie waren Trash!

Der Trailer zu Meg versprach nichts anderes, als ein (hoffentlich) unterhaltsames Action-/Trashspektakel im Stil von Renny Harlins Deep Blue Sea, nur im weniger blutigen Gewand eines PG-13-Films. Im Hinblick darauf, dass der Megalodon eine Länge von 15 bis 18 Metern erreichen konnte, ist das zu verschmerzen, da die menschlichen Opfer mit einem Biss im Schlund des Urzeitriesen verschwunden wären. Doch tatsächlich war ursprünglich eine weitaus blutigere Version geplant. Eli Roth war als Regisseur angedacht und hätte sicherlich ein abgedrehtes Gorefest präsentiert. Auch Meg-Regisseur Turteltaub sprach von drastischeren Haiangriffen, die zugunsten einer PG-13-Freigabe weichen mussten. Auch die Option einer Unratedfassung wurde verneint. Ein blutiges Festessen darf der geneigte Zuschauer also selbst für den Heimkinomarkt nicht erwarten.

Meg

Wer sich gut mit blutgetränkten Speisen auskennt, ist der „Godfather of Gore“ Herschell Gordon Lewis. Er sähe Filmemachen als Business und bedauere jeden, der es als Kunst ansieht. Mit Meg hätte sich der berüchtigte Regisseur sicherlich bestätigt gesehen, denn während der scheinbar antikapitalistische Der weiße Hai noch in amerikanischen Gewässern schwamm, zielt Meg mit seiner Jugendfreigabe neben dem westlichen vor allem auf den asiatischen Markt ab. Die Anbiederung an den östlichen Markt ist an Plumpheit kaum zu überbieten. Wenn in Nahaufnahmen Statuen fernöstlicher Gottheiten eingeblendet werden, mag man sich nur noch die Hände vor das Gesicht schlagen. Im Rahmen dessen zeigt sich Meg umso heuchlerischer. Wie in Der weiße Hai gibt er vor, eine antikapitalistische Botschaft zu vermitteln, dennoch stellt der Film den Status Quo nicht infrage. Die Verschmutzer der Meere kommen nahezu ungeschoren davon, die Kritik seitens des Protagonisten auf die profitgierigen Leiter der Unterwasserstation unausgesprochen. Selbst das Kräftemessen zwischen Mensch und Natur bleibt im Hinblick auf potentielle Fortsetzungen unentschieden. Die recht interessant umgesetzte Metapher zum Ende des Films von einem sich selbst zerfressenden Kapitalismus wird im Hinblick auf die Fortführung der Geschichte ebenso kontrastiert. Selten zeigte sich ein Film so unentschlossen, eindeutig Position zu beziehen. So schwimmt Meg zwischen den Fronten, doch genau dort ist es erstaunlich leer.

Blendet man diesen fragwürdigen Umgang mit den Themen aus, könnte man zumindest hoffen, sich durch die Klimatisierung des Kinos Abkühlung zu verschaffen. Doch der Film sorgt dafür, wutentbrannt das Kino zu verlassen. Meg versteht es gekonnt, jeglichem Spannungsbogen aus dem Weg zu schwimmen und an den Versuch, dramaturgische Fallhöhe zu erzeugen, scheitert der Film vollends. Dazu kredenzt uns Turteltaub Dialoge, die schmerzhafter sind, als die Angriffe des Riesenhais und in jeder Hinsicht belanglose Charaktere, die so uninteressant geschrieben sind, dass es egal ist, sollten sie aus dem Film scheiden. Mit einer Lauflänge von 114 deutlich zu lang ausgefallen und auch als Trashfilm funktioniert Meg nicht. Der Film nimmt sich viel zu ernst und der teilweise eingestreute Humor dürfte nur jene erreichen, die über billige Wortspiele über Haie lachen können. Darüber hinaus fange ich gar nicht erst an, Beispiele für die unzähligen Logikbrüche und Ungenauigkeiten von Meg zu nennen, diese würde den Rahmen der Review sprengen.

Meg

Ebenso wie Der weiße Hai ist Meg die Verfilmung eines Romans. „Meg – A Novel Of Deep Terror“ wurde von Steve Alten geschrieben und im Jahre 1997 veröffentlicht. Durch den Erfolg von Deep Blue Sea sollte seinerzeit eine Verfilmung des Romans erscheinen. Doch ein zu großes Budget, ständig wechselnde Regisseure und die Frage nach einer erfolgversprechenden Umsetzung des Stoffes standen dem Film im Wege. An einer Drehbuchvorlage von Alten bestand kein Interesse, trotz sehr großer Namen, die sich einer Verfilmung annehmen wollten. Guillermo Del Toro leitete das Script zu namhaften Produzenten weiter, die Jan De Bont als Regisseur wollten. Roth hatte 2011 Interesse an der Umsetzung des Stoffes bekundet, was sicherlich sehr interessant ausgefallen wäre. Er vertrat die Ansicht, dass eine unglaubhafte Darstellung des Riesenhais den Film ruinieren würde. Tatsächlich sieht man dem jetzigen Film das hohe Budget bei der Umsetzung der Special Effects nicht an, welches mit 150 Millionen Dollar größer ausgefallen ist, als ursprünglich geplant war. Doch ein schlecht getrickster Hai ist nicht das einzige Problem von der Verfilmung. Noch wütender als so mancher Zuschauer dürfte höchstens der Romanautor über den Film sein.

Ganz nach Dr. Henry Wus Motto „Bigger, scarier, cooler“ aus dem ersten Jurassic World-Beitrag wurde versucht, einen Sommerblockbuster zu generieren. Nach dutzenden angeblichen Megalodon-Sichtungen, die im Internet ihre Verbreitung finden und dem aktuellen Hype um Haifilme, sah man wohl den Zeitpunkt als gekommen, sich der Verfilmung von Meg anzunehmen. Doch dieses Mal wird kein Bürgermeister darum fürchten müssen, dass dem Strand die Badegäste ausbleiben. Dafür sorgen stumpfe Zähne und Jason Statham.

 

Bewertung

Spannung Rating: 0 von 5
Atmosphäre Rating: 0 von 5
Gewalt  Rating: 0 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 1 von 5

Bildquelle: The Meg © Warner Bros.

Horrorfilme bieten die Möglichkeiten, die Kreativität auszuloten und die nicht zu unterschätzende Fähigkeit, mit den Mitteln des Films Spannung, Schrecken und Angst auf eine Weise zu erzeugen, die bestenfalls selbst bei wiederholender Betrachtung immer wieder funktioniert. Zudem ist es höchst interessant, wie Horrofilme die Ängste der Bevölkerung abbilden können, dabei charakteristisch für die Zeit stehen, in der sie entstanden sind und dennoch in ihrer Essenz zeitlos sind.

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