Französische Horrorfilme
Toplisten

13 französische Horrorfilme, die ihr gesehen haben solltet

8. Martyrs (2008)

Es gibt nicht viel, was nicht schon über Martyrs geschrieben worden ist. Als einer der großen Vorreiter des Neuen Französischen Terrorkinos hat sich Martyrs neben Filmen wie Inside, High Tension und Frontier(s) unter Genrefans einen festen Platz als moderner Klassiker gesichert.

Die Handlung folgt der jungen Lucie, die als Kind in einem Industriegebiet gefangen gehalten wurde und dort augenscheinlich grausamer Folter ausgesetzt war. Nachdem das Kind nach seiner erfolgreichen Flucht im Heim aufwächst, meint Lucie 15 Jahre später ihre ehemaligen Peiniger in einem Zeitungsartikel wiederzuerkennen. Bewaffnet mit einer Schrotflinte macht sie sich auf, um sich für das Leid aus ihrer Kindheit zu rächen.

Was auf den ersten Blick wie ein plumper Rachestreifen klingen mag, entwickelt sich hier schnell zu einer brillant inszenierten und ultrabrutalen Tour de Force. Wird der Zuschauer anfangs noch auf einige falsche Fährten geleitet, so führt der Film einen nach der bereits sehr blutigen ersten halben Stunde buchstäblich in menschliche Abgründe. Was sich im Folgenden offenbart, ist nicht weniger als ein Meilenstein des Horrorkinos: Während andere Streifen sich meist unverdient damit rühmen, bis an die Grenzen des Zumutbaren zu gehen, so schießt Martyrs noch weit über diese hinaus. Verpackt in einer überaus klugen, philosophisch angehauchten Geschichte, werden wir hier mit Bildern konfrontiert, die man so bis dato sicher noch nicht gesehen hat. So sehr auch die Protagonistinnen leiden müssen, als Betrachter empfindet man mindestens genauso den Schmerz, die Demütigungen und die Verzweiflung – aber auch Hoffnung. Die Hoffnung, in irgendeiner Art und Weise doch noch alles zum Guten wenden zu können. Und wenn einen dann das Finale mit seiner vollen Wucht trifft, dann hat man definitiv noch lange über den Abspann hinaus mit sich selbst und dieser Filmperle zu kämpfen.

7. Der Untergang des Hauses Usher (1928)

„Der Untergang des Hauses Usher“ ist eine Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe aus dem Jahre 1839 und handelt von einem namenlosen Erzähler, der aufgewühlt von einem Schreiben seines Jugendfreundes Roderick Usher zu dessen düsterem Anwesen reitet. In einem von Poes stärksten und vielschichtigsten Werken breitet sich nun eine wundervolle Schauergeschichte rund um den Wahnsinn aus.

Jean Epstein wagte sich 1928 als Erster daran diesen Stoff zu verfilmen. Ihm folgte Roger Corman im Zuge seines Poe-Zykluses 1960, ein animierter Kurzfilm vom Surrealisten Jan Švankmajer und noch einige mehr. Poes Geschichte rund um den Wahnsinn scheint sich offenbar besonders gut für surrealistische Adaptionen zu eignen, denn wie auch Švankmajer stand Epstein dieser Kunstrichtung nahe. Epstein entwickelte das Projekt sogar zuerst zusammen mit Luis Buñuel (Ein andalusischer Hund), welcher sich aber im Laufe der Dreharbeiten wieder von diesem distanzierte.

Epsteins Interpretation von Der Untergang des Hauses Usher ist daher äußerst frei und mehr daran interessiert dem Wahnsinn visuell Ausdruck zu verleihen. So entfernte er die Thematik der Inzestbeziehung komplett und verwebte dafür Ideen aus Oscar Wildes „Bildnis des Dorian Grey“. Der Regisseur experimentierte für die adäquate Darstellung der Verwischung zwischen Wahn und Realität viel mit unterschiedlichen Effekten. Er setzte Zeitlupe und Überbelichtung ein und spielte mit den Effekten von Tiefenschärfe. Der Film war ein Vorreiter des französischen Avantgarde-Kinos und mit seiner albtraumhaften Atmosphäre ist er auch heute noch einer der besten französischen Horrorfilme aller Zeiten – insbesondere für Surrealismus-Fans ein wahrer Augenschmaus.

6. High Tension (2003)

Marie und Alex sind Studentinnen und wollen sich in Ruhe auf ihre Examen vorbereiten. Wo geht das auch besser, als in dem abgelegenen, idyllischen Landhaus von Alex‘ Eltern. Als eines Nachts ein unbekannter Killer in das Haus eindringt, eskaliert die Situation. Der sadistische Mörder tötet sowohl Alex‘ Vater und Mutter, als auch den kleinen Bruder, ehe er die Studentin in seinem Lieferwagen verschleppt. Nur Marie konnte sich dem mordlustigen Psychopathen entziehen. Jetzt liegt es an ihr, ihre Freundin aus den Klauen des Killers zu befreien.

High Tension ist der erste der „vier großen Franzosen“, zu denen sich auch Martyrs, Frontier(s) und Inside zählen dürfen. Alexandre Aja, der später auch mit dem Remake zu Wes Cravens The Hills Have Eyes und Piranha 3D große Erfolge feierte, schlug seinen Fans mit dem Terror-Hit High Tension ein schockierendes Brett der „New French Extremity“ um die Ohren, das sowohl durch seine beklemmende Atmosphäre und seinen Hang zur extremen Gewaltdarstellung, als auch durch seine psychologische Ebene zu überzeugen weiß. Ein Film, der in seiner Erscheinung keine Gefangenen macht, ein nervenzerreißendes Sounddesign gepaart aus quietschenden und knarrenden Tönen bietet und seine Zuschauer gekonnt an der Nase herumführt.

5. Inside (2007)

Das neue französische Terrorkino zeichnet sich durch eine bis dahin im Mainstream-Sektor kaum gekannte Brutalität aus, ohne jedoch eine gewisse Qualität zu unterschreiten. Neben dem berüchtigten Martyrs sticht vor allem Inside aus dem Jahr 2007 heraus.

Die Fotografin Sarah Scarangelo wird mit ihrem Mann Opfer eines Verkehrsunfalls, bei dem ihr Mann ums Leben kommt. Einige Zeit danach, einen Tag vor Weihnachten, stellt sich heraus, dass sie schwanger ist, sich das Kind aber gut entwickelt. Da Sarah die letzte Nacht vor der Geburt allein zu Hause verbringen will, bietet ihr Chef an, sie am nächsten Morgen selbst ins Krankenhaus zu fahren. Am Vorabend klingelt es an der Tür, und eine unbekannte Frau steht vor Sarahs Tür, die zum Entsetzen von Sarah über den Tod ihres Mannes Bescheid weiß. Sarah schafft es noch, die Polizei zu rufen, die verspricht, eine Streife vorbei zu schicken, was allerdings nur den Bodycount zur Freude des geneigten Gorehounds erhöht.

Was nun kommt, ist, trotz des geringen Casts, zu einer der fiesesten Schlachtplatten, die das französische Kino zu bieten hat und so einige Grenzen nochmal ein gehöriges Stück nach oben verschiebt. Zwischen Sarah, gespielt von Alysson Paradis, Schwester der französischen Sängerin Vanessa Paradis, und der „unbekannten“ Frau, grandios hier: Béatrice Dalle, entwickelt sich ein nervenzerfetzendes Psychodrama, in dem es alles andere als zimperlich zu geht.

Lediglich ein, zwei eher unlogische Szenen und die etwas hektische Auflösung rund um die Verbindung der zwei Frauen, trüben den Genuss ein klein wenig, dennoch haben wir es hier mit einem kleinen Meisterwerk zu tun, was auch durch die tolle Kameraarbeit und die trotz aller Härte eher unaufgeregte Inszenierung besticht.

Ein Film, bei dem der sprichwörtliche Tritt in die Magengrube mal keine Übertreibung ist, für den gediegenen Filmabend mit einer schwangeren Person aber eher nicht zu empfehlen.

4. Raw (2016)

Die 16 jährige Justine beginnt ein Studium an einer Tierarztschule und folgt damit dem Weg ihrer Familie. Sowohl ihre Eltern als auch ihre große Schwester sind, genau wie Justine selbst, Vegetarier und ihre Eltern zudem passender Weise eben auch Tierärzte. Außerdem besucht ihre große Schwester Alexia ebenfalls dieselbe Schule.
Bei einem Aufnahmeritual für die Neuankömmlinge werden diese gezwungen, rohe Hasennieren zu essen. Anfangs noch angeekelt und abgeneigt, wird Justine schließlich von ihrer großen Schwester überredet und isst das Tierorgan. Kurz darauf scheint sie einen unbändigen Appetit auf rohes Fleisch zu entwickeln, was nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Mitmenschen zu einer radikal ansteigenden Gefahr wird.

Auch wenn Raw nicht die erwartete Härte anderer französischer Genrevertreter mit sich bringt, so ist er dennoch harter Tobak. Der Selbstverlust der vorher eher schüchtern wirkenden und zurückhaltenden Protagonistin kommt für den Zuschauer ebenso plötzlich und drastisch daher wie für Justine selber. Was mit dem genüsslich sehnsüchtigen Verspeisen von rohem Fleisch aus dem Supermarkt beginnt, nimmt schnell deutlich extremere Züge an; spätestens, als bei einer Party alle ihre wahre Seite zu sehen bekommen.

Mit der folgenden Akzeptanz der neuen Neigung sinkt dann für Justine letztendlich auch die eigene Hemmschwelle. Spätestens an diesem Punkt entfaltet Raw sein volles Potential und punktet mit angenehmen zurückhaltenden Darstellungen von Gewalt. Diese sind im Gesamtkontext allerdings so brillant in Szene gesetzt, dass eine unglaublich schockierende Szenerie erzeugt wird. Dass die Entwicklung von kannibalischen Neigungen hier auch eine Metapher zum Erwachen der eigenen Sexualität darstellt, tut dem Streifen hier allerdings nichts ab. Im Gegenteil, sie verleiht dem Film zusätzlich noch eine greifbare, irgendwie menschliche Ebene, was Raw alles in allem zu einem absoluten Highlight des französischen Horrorkinos macht.

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

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