Magnus Blomdahl
Interview

Interview mit Magnus Blomdahl (Revisiting Melancholie der Engel)

Bekannt ist uns allen Marian Doras Melancholie der Engel. Magnus Blomdahl machte sich auf eine Kleine Reise ins Ungewisse. Er traf den Regisseur dieses Skandal-Filmes und der Grundstein für eine Dokumentation wurde gelegt.

Hallo Magnus, ich bin sehr froh, dass Du dir für ein paar Fragen Zeit genommen hast. Wir kennen uns schon seit einiger Zeit, deshalb freut es mich umso mehr, den Genre-Liebhabern mehr von Dir zeigen zu können. Bitte stell dich zuerst vor, für die Unwissenden unter uns. Wer bist Du und wie würdest du deine Arbeit beschreiben?

Ich bin ein 43-jähriger Mann, ein schmutziger, alter Mann, geboren und aufgewachsen in Schweden. Seit ich sehr jung war, habe ich mich für Horror interessiert. Es begann mit amerikanischen Slashern und setzte sich fort mit italienischen Giallos und deutschem Gore. Wie bei vielen anderen, glaube ich. Meine Arbeit ist ein Kampf, wie das Leben selbst. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Da ich nicht davon leben kann Bücher zu schreiben oder Filme zu machen, muss ich zusätzlich als Redakteur arbeiten. Aber der Traum wäre natürlich, mich selbst und meine Familie als Autor/Regisseur zu unterstützen. Leider ist das Interesse an extremer Gewalt und Kunstkino nicht so groß. Noch nicht!

Die Meisten von uns kennen dich durch Revisiting * MDE, welche Erinnerungen verbindest Du mit dieser Zeit?

Die Zeit, die ich mit Marian Dora hatte, während ich RMDE filmte, wird immer eine meiner größten Erinnerungen bleiben. Obwohl es eine stressige Erfahrung war, war es auch friedlich und aufregend. An was ich mich am meisten erinnere sind unsere langen Spaziergänge, wir sind wirklich stundenlang gelaufen. Wir haben dabei viel geschwiegen, aber auch viel diskutiert und er hat mir ausführliche Anekdoten über alles Mögliche von Bergman bis Deodato erzählt. Für mich als Filmliebhaber war es toll mit Marian Zeit zu verbringen, er ist wie ein lebendiges Lexikon. Er erzählte einige großartige Geschichten über Jess Franco und Deodato. Es ist auch toll, Zeit mit jemandem zu verbringen, der nicht urteilt. Für mich war es ein bisschen wie mit einem Psychiater oder einem (satanischen) Priester zu sprechen.

Wie bist du zur Arbeit mit Marian Dora gekommen?

Ich habe vor ein paar Jahren versucht mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber ich gab auf. Nach einer Weile versuchte ich es erneut. Ich habe grundsätzlich Anfragen an jeden geschickt, von dem ich wusste, dass er Kontakt zu ihm hatte. Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Festivalveranstalter, Journalisten. Ich hatte vielleicht zwanzig E-Mails verschickt. Und schließlich erhielt ich eine kurze Antwort von Marian. Also kaufte ich ein Ticket nach Deutschland und traf mich mit dem Typen von dem ich nur Gerüchte gehört hatte. Es war beängstigend und aufregend eine Person zu treffen, deren Aussehen man nicht ahnen konnte. Wie konnte ich überhaupt wissen, dass ich den richtigen Mann oder das richtige Mädchen traf? Wie auch immer, er tauchte auf und ich stellte meine dummen Fragen, wir leerten die Minibar und ich schlief betrunken, aber glücklich ein. Aber als ich mir das Interview später in Stockholm anhörte, war ich enttäuscht. Ich hatte noch mehr Fragen als vorher! Die Idee, einen Dokumentarfilm zu machen, begann zu wachsen.

Gab es Schwierigkeiten beim Dreh? Oder hast du nach der Veröffentlichung Magnus Blomdahlnegative Erfahrungen gemacht?

Die Schwierigkeiten… Nun, ich hätte die Dinge auf jeden Fall etwas besser planen können, aber gleichzeitig hätte ich dann das Gefühl gehabt, dass es sich ein bisschen erzwungen anfühlt. Ich habe einige negative Erfahrungen gemacht, aber nichts, worüber ich wirklich sprechen kann. Es hat damit zu tun, dass ich meine eigene Moral hinterfrage.

Deine Arbeit beinhaltet nicht nur das Drehen von Filmen, du schreibst selbst Bücher und du konntest diese bereits veröffentlichen, bitte erzähle uns etwas über den Inhalt der bereits entstandenen Werke.

Ich schreibe Interviewbücher. Es ist meine Art, ein Leben außerhalb meines Familienlebens zu führen. Ich treffe Leute, die ich faszinierend finde, und ich interviewe sie. Bis jetzt habe ich mich mit Leuten wie Jörg Buttgereit, Srdjan Spasojevic, Joel M Reed, Tom Six und vielen anderen getroffen. Es gibt so viele fantastische Künstler auf dieser Welt!

Hast Du bereits neue Projekte für das kommende Jahr im Blick?

Ja, ich arbeite gerade an einem porno-basierten Projekt. Ich interessiere mich für Pornos, die nicht für den Zweck der Erregung gemacht wurden. Standardporno ist ziemlich langweilig. Aber heute gibt es so viele interessante Schöpfer, die den „Schmutz“ auf ein völlig neues Level bringen, wie zum Beispiel Marco Malattia, Sylwia Lajbig oder Daikicha Amano.

Das Thema Underground-Horror wird immer beliebter. Filme wie Melancholie der Engel, Vomit-Gore oder Nekromatik bekommen eine ständig wachsende Fangemeinde, was denkst du über diese Kunst? Was denkst du ist der Reiz dieses ganz besonderen Subgenres?

Mich interessiert alles, was mich stark macht. Ob die Reaktion gut oder schlecht ist, ist nicht so wichtig. Es gibt heute so viele Dinge, die überhaupt keine Reaktion hervorrufen. Wenn es um MDE geht, habe ich das Gefühl, dass es ein Film ist, der sich auf eine völlig neue Art mit Leben und Tod befasst. Es ist ernst, mutig und schön.

Ich danke dir für dieses kleine persönliche Interview und wünsche dir noch ein Wundervolles Wochenende.

Danke, Linda! Hab auch ein tolles Wochenende!


Melancholie der Engel ist ein gnadenloser aber auch liebevoller Film, der schockiert und mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Durch Revisiting MdE ist es möglich diese etwas besser verstehen zu können, Hintergründe und Schauplätze werden besucht und besprochen, allerdings wirft auch die Dokumentation neue Fragen auf, ob und wie viele wir davon jemals beantwortet bekommen, steht in den Sternen.

Hier geht es zum englischen Original-Interview.

Horrorfilme üben seit jeher eine große Faszination auf mich aus.

...und was meinst du?