Kritik

The Blackcoat’s Daughter (2015) – Review

oder: düster und eiskalt – der perfekte Sommerfilm!

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

The Blackcoat’s Daughter (aka February)
Kanada, USA
93 Minuten
Oz Perkins
Oz Perkins

Ich hasse den Sommer

Ich hasse Hitze. Innig. Abgrundtief. Während andere sich wohlig in der Sonne grillen lassen, setz ich mich vor den Kühlschrank und versuche mich möglichst wenig zu bewegen. Wir sprechen hier übrigens von 25° Celsius, die ich gerade mal so ohne jammern überstehe. Ihr könnt euch dementsprechend meinen Horror vorstellen, als der heißeste Tag im Mai seit dem Zeitpunkt als die Erde noch von Magma überzogen war, prophezeit wurde. Mir standen also Hellraiser’sche Qualen bevor, die ich wie üblich mittels Totstellen zu überwinden gedachte.

Aber wie das so ist, steht gläubigen Menschen in Zeiten der Not das fliegende Spaghettimonster sicherlich nicht zur Seite und man muss auf den Zufall hoffen, dass er einem einen Film wie The Blackcoat’s Daughter beschert, der nicht umsonst zu Beginn als February promotet wurde. Denn die Nächte sind lang, die Sonne steht tief und überall liegt weißes Zeug rum – The Blackcoat’s Daughter ist düster und eiskalt. Also die perfekte Abkühlung an einem viel zu heißen Tag im Mai.

February

Gebrochen und einsam

Beschert wurde mir der Film vom Sohn von Norman Bates, der hier sein Regiedebüt feiert. Im Filmbiz ist Oz Perkins allerdings kein Unbekannter, hat er doch in Secretary und in Natürlich blond mitgespielt. Seit 2010 ist er auch mit Drehbuchschreiben beschäftigt, wodurch es sich fast schon von selbst versteht, dass er auch für sein Debüt ein eigenes Drehbuch verfilmte.

The Blackcoat’s Daughter handelt in erster Linie von Verlust. Wie Perkins in einem Interview sagte, ein Porträt von einsamen, gebrochenen Menschen im Kleid eines Horrorfilms. Im Mittelpunkt stehen daher unsere drei Protagonistinnen in einsamen, leeren Räumen.

Kritik

Mehr soll inhaltlich nicht verraten werden, da Perkins Debüt definitiv zu jenen Filmen gehört über die man am besten gar nichts weiß. Dies liegt nicht daran, dass sich ein großer Twist offenbaren würde, sondern an der geschickten Verwebung von unterschiedlichen narrativen Ebenen, die am Schluss wundervoll zusammenlaufen und zumindest mich sehr befriedigt zurückließen. The Blackcoat’s Daughter ist dabei nicht zu überkonstruiert und vor allem ist es Perkins großem Talent für das visuelle Geschichtenerzählen zu danken, dass ich der Story insbesondere emotional leicht folgen konnte. Hier liegt allgemein eine große Stärke von Perkins Stil. Obwohl der Film am Ende nüchtern betrachtet rein von dem was faktisch passiert kaum etwas zu erzählen hat, gelingt Perkins hier ein sehr atmosphärisch dichtes Porträt, welches in meinen Augen eine starke Handlungsebene als Fundament erst gar nicht benötigt.

Natürlich werden Menschen, die ein eher klassisches Erzählkino bevorzugen, ziemlich ratlos und vor allem endlos gelangweilt vor diesem Wirrwarr stehen. Also liebe Erzählkinofans: ihr seid gewarnt, das könnte anstrengend für euch werden.

The Blackcoat's Daughter

Anstrengend könnte es auch für jene werden, die ihre Okkultismus-/Satanismus-Filme gerne konventionell mit drehenden Köpfen, verzerrten Stimmen und viel Erbsensuppe genießen. Denn wie schon The Devil’s Candy beweist auch The Blackcoat’s Daughter, dass man Satan auch ohne Klischees zufriedenstellen kann – und wenn nicht Satan, so zumindest mich.

Ich lasse mich von Filmen ja gerne mal verwirren, daher konnte ich mich ganz den düsteren Schneebildern hingeben. Wobei es schlussendlich die hervorragenden Performances von Lucy Boynton (Sing Street), (durchaus überraschend stark) Emma Roberts (Scream 4, American Horror Story, Scream Queens) und (Wahnsinn!) Kiernan Shipka (Mad Men, Carriers) waren, die mich wirklich frösteln ließen.

Somit liefert Perkins ein starkes Debüt ab, welches gleich neben Shining, The Thing und So finster die Nacht in meine kühlende Sommer-Horror-Ecke kommt. Die nächste Hitzewelle kann kommen!

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: The Blackcoat’s Daughter © Unbroken Pictures

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?