Hellions
Kritik

Hellions (2015) – Review

oder: abtreibende Dämonenkinder zu Halloween in pink

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Hellions
Kanada
80 Minuten
Bruce McDonald
Pascal Trottier

Ein Herz für Halloween

Wie wohl die meisten Horrorfans liebe ich Halloween. Allein schon der Gedanke an die Jahreszeit macht mich glücklich. Kühle, herbstliche Tage. Die Bäume in prachtvolles gelborangerot gehüllt, die Wege mit Laub bedeckt, erhellt von der sanften Herbstsonne oder von einem leichten Nebeldunst bedeckt. Es fehlt dann nur noch die festliche Schmückung der Häuser mit Kürbissen und Kinder in Halloweenkostümen. Leider hat sich Halloween bei uns noch nicht wirklich durchgesetzt und zeigt sich in erster Linie beim Fernsehprogramm und bei der endlosen Liste an Halloweenpartys. Wenn ich also vollends in Halloween-Glückseligkeit aufgehen will, bleibt mir nichts anderes übrig, als zu entsprechenden US-amerikanischen Filmen zu greifen, bei denen ich in das herbstliche Halloween-Setting voll und ganz eintauchen kann.

Daher liebe ich Horrorfilme, die zu Hallloween spielen. Sei es der Klassiker Halloween selbst oder sehr gerne auch Episodenfilme wie Trick ’r Treat oder Tales of Halloween. Es freute mich dementsprechend sehr mit Hellions wieder einmal einen Halloween-Horror serviert zu bekommen – und ich kann vorweg sagen: die Halloween-Stimmung ist toll eingefangen.

Die Kleinstadt ist schön geschmückt, Kürbisse werden geschnitzt und überall sieht man kreativ verkleidete Kinder und weniger kreativ verkleidete Begleitpersonen. Während ich Hellions freudig beim Halloweentreiben beobachte, wird mir Dora Vogel, gespielt von Chloe Rose, schmusend mit ihrem Freund vorgestellt. Offenbar haben die zwei das bloße Fummeln schon hinter sich gelassen, denn Dora wird mit ihrer Schwangerschaft konfrontiert, was sie nicht wirklich freudig aufnimmt. Während nun Mama mit Brüderchen zum Süßigkeiten jagen aufbrechen, will Dora ihrem Freund die frohe Botschaft kundtun. Bevor sie allerdings dazu Gelegenheit hat, wird sie von der Pro-Life-Kindermonster-Armee angegriffen und der Horror kann beginnen.

Schwangerschaft und pinke Nächte

Die ungewollte Teenie-Schwangerschaft spielt allerdings keine wirklich große Rolle, sondern ist mehr ein MacGuffin, der die Story vorantreibt. Dementsprechend kann ich auch die oft geäußerte Kritik, dass der Film im Bezug auf den ewigen Krieg zwischen Pro-Choice und Pro-Life keine Stellung beziehe nicht ganz nachvollziehen (z.B. von Sören Jonsson bei Moviebreak). Der Film bietet schlichtweg nicht sonderlich viel Tiefe und wenn man sich Interviews mit Bruce McDonald (Pontypool) anschaut, war dies auch nie wirklich geplant. Dieser findet die Grundthematik zwar spannend, aber feuchte Augen kriegt der Herr eher wenn es um Dämonenkinder, Halloween und starke Protagonistinnen geht.

Es empfiehlt sich den Film auch genau so zu nehmen, denn hier liegen die Stärken begraben. Kann ich dem Skript von Pascal Trottier (A Christmas Horror Story) allgemein eher wenig abgewinnen, so macht der Film optisch viel her. Nachdem dieser fast ausschließlich in der einen Halloween-Nacht spielt, würde man ohne entsprechende Beleuchtung doch recht wenig sehen, wodurch McDonald und Kameramann Norayr Kasper beschlossen Hellions mit einem Infrarot-Filter zu filmen und damit die Landschaft in ein surreales Pink zu tauchen. Dies könnte nicht bei allen auf Gegenliebe stoßen, aber die Stimmung, die damit erzeugt wird, ist albtraumhaft bezaubernd. Erinnerte mich an den gelblich-grünen Himmel vor Hagelstürmen, was wohl die meisten von euch schon einmal erlebt haben. An diesen unheilvollen Vorboten musste ich ständig denken, was die bedrohliche Atmosphäre noch verstärkte. Dazu noch die gruseligen Dämonenkinder mit an Der Zauberer von Oz angelehnte Masken und Halloween ist erst einmal gerettet – dass diese Referenz eine tiefere Bedeutung hat, darf allerdings bezweifelt werden.

Hellions
Chloe Rose als Dora Vogel

Und auch McDonalds starke Protagonistin kann sich sehen lassen. Chloe Rose spielt die Alternative-Rock-Teenagerin im Engelskostüm überaus sympathisch und ohne Damsel-in-Distress-Klischees. Wenn man schon Sarah Connor als Vorbild nennt, muss man eben auch liefern. Auch wenn Dora Vogel wohl nicht in die Annalen der Filmgeschichte eingehen wird, so macht es doch unheimlich Spaß sich mit ihr gegen die kleinen Dämonenbiester zu wehren.

Hellions ist sicher weit weg davon ein guter Film zu sein und das liegt nicht nur am schwächelnden Drehbuch. Neben Dora gibt es keinen einzigen wirklich interessanten Charakter, was nicht weiter schlimm wäre, wenn diese nicht immer wieder mal auftauchen würden, um der Story einen kleinen Schubs zu geben, aber ansonsten komplett irrelevant sind. Dies ist grundsätzlich ok, wirkt aber doch etwas uninspiriert und tut vor allem der Dramaturgie alles andere als gut.

So gäbe es einige Dinge, die man an Hellions aussetzen könnte oder man erfreut sich an Halloween, einer surrealen, albtraumhaften Atmosphäre und Dämonenkindern – was soll da schon schief gehen?

 

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 1 von 5

Bildquelle: Hellions © Jinga Films

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?