House on Willow Street
Kritik

From a House on Willow Street (2016) – Review

oder: Troubleshooting für den schiefgelaufenen Exorzismus

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

From a House on Willow Street
Südafrika
90 Minuten
Alastair Orr
Alastair Orr, Catherine Blackman, Jonathan Jordaan

Ihr werdet alle sterben

Das Haus auf der Willow Street bietet eine überaus spannende Ausgangslage mit der auch der Trailer mein Interesse geweckt hatte.

Vier Kleinganoven planen die Tochter einer reichen Familie zwecks Lösegeldforderung zu entführen und greifen damit ziemlich in die Scheiße, denn wie die liebe Tochter schon im Trailer verlauten lässt: you’re all gonna die tonight – ihr werdet heute Nacht alle sterben. Und die Gute meint das ziemlich ernst.
Zu Beginn bei der Planung, der Observation und dem Einbruch kommt ein leichtes „Don’t Breathe„-Feeling auf. Dies verflüchtigt sich allerdings schnell wieder. Denn einerseits ist House on Willow Street thematisch völlig anders gelagert und andererseits leider auch qualitativ nicht ansatzweise so eindringlich wie der Horror-Hit aus dem letzten Jahr.

Gutes Makeup, schlechtes Schauspiel

Dies fängt leider schon mit den Schauspielleistungen an, die eher im unteren Qualitätsbereich angesiedelt sind – und ich spreche hier durchaus von Genre-Maßstäben. Der aus einer Hand voll Personen bestehende Cast besteht zu einem großen Teil aus eher unerfahrenen DarstellerInnen. Einzig Sharni Vinson als Hazel dürfte vielen als Erin aus dem Home-Invasion-Kracher You’re Next bekannt sein. Für manche der Hauptdarsteller ist dies sogar ihr Spielfilmdebüt. Mit Ausnahme der Szenen zwischen Kidnapperin Hazel und dem vermeintlichen Opfer Katherine führen die Interaktionen dadurch leider vielfach zu Fremdschammomenten, die das Seherlebnis doch deutlich trüben.

Allgemein gehören die Szenen mit der von Carlyn Burchell gespielten Katherine zu den starken Momenten. Zumindest solange diese angekettet ist und mit einer mysteriösen, bedrohlichen Ausstrahlung glänzen kann. An dieser Stelle auch ein dickes Lob an das Makeup-Department, denn nicht nur Katherine ist wundervoll gruselig in Szene gesetzt.

House on Willow Street
Sharni Vinson und Carlyn Burchell

Leider weiß Regisseur und Co-Autor Alastair Orr damit nichts besseres anzufangen als seine Protagonistinnen alleine durch einsame Gänge verfallener Gebäude rennen zu lassen und mich mit ein paar Jump Scares erschrecken beziehungsweise ein paar Ekeleffekten anwidern zu wollen. Das ist mir leider zu billig und hab ich selbst in Geisterbahnen schon besser gesehen.

Was fast schon genreimmanent zu sein scheint, sind gewisse Fragwürdigkeiten bei den übernatürlichen Fähigkeiten der Dämonen. Am Stuhl gefesselt können telekinetisch Menschen und Gegenstände mit Leichtigkeit durch die Gegend befördert werden, aber mit Bewegungsfreiheit ist man plötzlich mit einerm Rohrzangenangriff überfordert. Dass ich mir über solche Dinge Gedanken mache, offenbart die wirkliche Schwäche des dritten Aktes: er fesselte mich zu wenig, um solche Probleme vergessen zu können.

Durchschnittlicher Grusler aus Südafrika

Die Einführung ist gelungen, macht Spaß. Davon kann auch der Mittelteil noch etwas zehren, leidet aber doch daran, dass die Charaktere kaum eingeführt wurden. Wenn wir es mit einem Dämon zu haben, der seine Opfer mit der eigenen Vergangenheit verfolgt, dann sollte diese Vergangenheit etwas unterfüttert sein, ansonsten werden aus den Dämonen der Vergangenheit reine Schießbudenfiguren. Diese sehen grandios aus und sorgen durchaus hie und da für wohligen Grusel, aber der markerschütternde Schrecken fehlt ihnen komplett.

Dadurch schafft es der in Südafrika gedrehte House on Willow Street auch nicht aus der Masse wirklich hervorzustechen. Wer jedoch auf der Suche nach einem anspruchslosen Grusler ist und sonst schon alles gesehen hat, kann durchaus einen Blick wagen.

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 2 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: From a House on Willow Street © IFC Midnight

[amazon_link asins=’B01LSYD0A8,B00H4SFR8Q‘ template=’ProductCarousel‘ store=’100yeaofter-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’3e36069c-5cea-11e7-88c7-43bfc15e2fc8′]

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?