Split
Kritik

Split (2016) – Review

oder: der Kampf der Persönlichkeiten

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Split
USA
117 Minuten
M. Night Shyamalan
M. Night Shyamalan

Split, die dissoziative Identitätsstörung

Drei Teenagerinnen werden von einem jungen Mann in einem Keller gefangen gehalten, der an einer gespaltenen Persönlichkeit leidet.

1. Persönlichkeit: der visuell Begabte

Ich habe schon in meiner Kritik zu The Visit dargelegt, dass ich nicht der größte Fan von M. Night Shyamalan bin. Nichtsdestotrotz war der anarchische Unfug, der The Visit war, für mich beste Unterhaltung und vor allem auch der beste Film vom US-Amerikaner mit indischen Wurzeln seit gefühlt immer. Dies und der hervorragend gelungene Trailer zu Split erhöhten meine Erwartungshaltungen so sehr, dass Split sogar in meiner Liste der Filme landete, die ich 2017 unbedingt sehen muss.

Shyamalans neuestes Werk fängt auch gefällig an. Das Opening ist knackig, schön, schlicht – und erzählt ungefähr die Geschichte, die man aus dem Trailer kennt. Dem Regisseur und den Schauspielerinnen gelingt es in diesen wenigen Minuten auch mit kaum Dialog die Charaktere schön vorzuzeichnen. Das folgende Intro passt sich dem an und wirkt in seiner Einfachheit schon fast ein wenig altmodisch. Hier merkt man welches Potential im hochgelobten Wunderkind stecken würde.

Split
Anya Taylor-Joy und James McAvoy

2. Persönlichkeit: der unfähige Autor

Dies gilt es bis zum letzten Frame in sich aufzusaugen, denn wir müssen jetzt lange davon zehren. Ein langer entbehrungsreicher Marsch steht uns bevor.

Schon bei der dahinplätschernden Exposition merkt man, dass dies anstrengend werden könnte. Shyamalan hat hier nichts zu erzählen, was wir nicht schon im Trailer oder im kurzen Opening erfahren hätten. Über unsere drei Komparsen… äh… Opfer erfahren wir nichts Neues. Selbst Anya Taylor-Joy, die in The Witch groß aufspielen durfte, ist nicht wirklich in der Lage dem ihr vom Drehbuch zur Verfügung gestellten Nichts Leben einzuhauchen. Schlimmer nur noch Betty Buckley als Psychotherapeutin, die im Script keine andere Rolle hat als psychische Störungen und den Film zu erklären, was für unfassbar viele Fremdscham-Momente sorgt. Das beherzte Spiel von James McAvoy als Entführer ist einige der wenigen Oasen, die uns helfen das durchzustehen. Füllt die Vorräte, denn der Weg geht steinig und wüst weiter.

Die nächste große Baustelle ist nämlich die Dramaturgie und der Spannungsaufbau. Dem Film gelingt es unglaublicherweise in den ersten zwei Dritteln tatsächlich keinerlei Bedrohung aufkommen zu lassen. Es ist eine Kunst das Gefangenhalten von drei Teenagerinnen, die Atmosphäre eines Kindergeburtstages zu verleihen. Hier ist es dann leider auch nicht sonderlich förderlich ständig Geschwindigkeit rauszunehmen, um mittels Therapiesitzungen die Geschichte zu erklären und mittels Flashbacks zu versuchen möglichst plakativ Taylor-Joys Charakter irgendeine Substanz reinzuprügeln. Wenn sich dazu noch unfassbar gestelzte Dialoge hinzugesellen, wünscht man sich, dass M. Night Shyamalan doch in Zukunft bitte die Hände von Drehbüchern lassen soll.

Split
James McAvoy und Betty Buckley

3. Persönlichkeit: der nerdige Genre-Kenner

Wenn wir es geschafft haben uns durch das Dickicht an Drehbuch-Katastrophen zu kämpfen, schaltet Shyamalan für uns noch die letzte halbe Stunde in Full-On-Genre-Mode. Hier darf James McAvoy auch noch einmal so richtig aufblühen und auch Anya Taylor-Joy geht noch einmal so richtig aus sich heraus. Hier können wir uns endlich nach all den Anstrengungen etwas ausruhen und unsere Reserven wieder auftanken.

Ob wir damit schon am Ende unserer Reise sind, möchte an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten – wer weiß welcher Twist noch auf uns wartet.

Fazit: Der Kampf um die vorherrschende Persönlichkeit

Der Film zeigt gut auf mit was ich bei vielen Filmen von M. Night Shyamalan kämpfe. Ich halte ihn für visuell begabt und für einen Menschen, der durchaus ein Gefühl fürs Genre besitzt, allerdings meist unfähig ist seine guten Ideen in das Korsett eines Drehbuchs zu zwängen. Dadurch wirken seine Filme auf mich oft unrund und stockend. Bei Split trägt dies besonders schwer, weil es dem Film jegliche Dynamik nimmt. Er schafft es bis zum Schluss nicht seinen Rhythmus zu finden, wodurch Spannung und Atmosphäre komplett im undurchdringlichen Dickicht des Drehbuchs verlorengehen.

Dieses Mal hat sich leider deine 2. Persönlichkeit durchgesetzt, lieber Manoj, ich hoffe beim nächsten Mal wird es wieder anders sein. Ich drücke uns allen die Daumen.

 

Bewertung

Spannung Rating: 1 von 5
Atmosphäre Rating: 2 von 5
Gewalt Rating: 1 von 5
Ekel Rating: 0 von 5
Story Rating: 1 von 5

Bildquelle: Split © Universal Pictures International Germany GmbH

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

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